Fremdheit als Konstante

Von Katrin Hillgruber · 15.02.2011
Vielfach preisgekrönt lebt und schreibt die französische Autorin in der Wahlheimat Berlin. Das Motiv der Fremdheit teilt sie mit ihren eigentümlich charismatischen Frauenfiguren
Nun ist Marie N'Diaye in ihrer 2007 erkorenen Wahlheimat Berlin so richtig angekommen: Nach dem Prix Goncourt erhielt sie gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Claudia Kalscheuer für den Roman "Drei starke Frauen" auch den Internationalen Literaturpreis, den das Berliner Haus der Kulturen der Welt und die Stiftung Elementarteilchen vergeben. N'Diayes jüngstes Buch stellt anhand dreier Frauenschicksale zwischen Europa und Afrika die Frage nach dem Wert eines Menschenlebens.

Marie N'Diaye wurde 1967 in Pithiviers bei Orléans als Tochter einer Französin und eines Senegalesen geboren. Mit 17 bei einem Literaturwettbewerb entdeckt, gilt sie inzwischen als eine der viel versprechendsten Autorinnen ihres Landes. Obwohl sie sich durch und durch als Französin fühlt, hat das Motiv der Fremdheit für Marie N'Diaye und ihre eigentümlich charismatischen Frauenfiguren wie "Rosie Carpe" zentrale Bedeutung. Diese sehen sich gerade innerhalb der Familie mit Ritualen der Ausschließung und erschreckenden Abgründen konfrontiert. Oft schwingt auch ein Hauch von afrikanischem Animismus mit, vom Glauben an die Beseeltheit der Natur. "Durst nach Unrecht" wurde Marie N'Diaye von der französischen Presse bescheinigt. Er ist noch lange nicht gestillt.

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