"Free Music Production"

Haus der Kunst erinnert an legendäres Plattenlabel in West-Berlin

Das Haus der Kunst in München
Das Haus der Kunst in München © dpa / pa / Gebert
Andreas Müller im Gespräch mit Gesa Ufer · 10.03.2017
In München widmet sich das Haus der Kunst in einer Ausstellung dem legendären Berliner Avantgarde-Plattenlabel "Free Music Production". Der Musikjournalist Andreas Müller war viele Jahre lang Zeitzeuge der Entwicklung von FMP.
Das Plattenlabel "Free Music Production" (FMP) wurde 1968 in Westberlin als Produktionsplattform für improvisatorische Musik gegründet. Von Beginn an als globales Projekt konzipiert, konzentrierte sich das Label auf zeitgenössische Kompositionen und Avantgarde-Jazz. Musiker und Komponisten wurden eingeladen, über musikalische und kulturelle Gattungsgrenzen hinweg neue performative Möglichkeiten zu erkunden.
Dabei reichte die Bandbreite von den gefeierten Aufnahmen des Labels über Konzerte und Festivals bis hin zu interdisziplinären Workshops und Ausstellungen. Hunderte von Musikern, Komponisten und Künstlern aus aller Welt fanden sich im geteilten Berlin ein, das sich damals als Fanal westlicher künstlerischer Freiheit positionierte. Nun erinnert das Haus der Kunst in München in einer umfangreichen Ausstellungs- und Konzertreihe an die Berliner Avantgardisten.

Zwei Impulsgeber waren entscheidend

"Im Wesentlichen waren es erstmal nur zwei Leute, Peter Brötzmann und Jost Gebers, der seine Karriere als Bassist bald beenden musste, um dieses Label zu betreiben", erinnert sich der Musikjournalist Andreas Müller im Deutschlandradio Kultur.
Anders als manche Kritiker es darstellt hätten, habe es nicht etwa um ein Musikerkollektiv gehandelt. Brötzmann habe mit seiner Grafik über Jahrzehnte das Bild des Labels geprägt. "Übrigens unkopierbar", sagt Müller. "Es gab viele Versuche, das zu kopieren, ist aber immer gescheitert."
Ab 1972 habe sich ein kleines Kollektiv gebildet, dass sich aber schnell zerstritten habe. "Ende 1976 war das Label fast hinüber, weil das einfach nicht funktionierte." Müller sagt, FMP sei dennoch keineswegs gescheitert. Es sei über die Jahrzehnte ein gewaltiger Katalog entstanden. "Das Label hat zahlreiche jüngere Musiker motiviert, die selber dann in den 90er Jahre die Sachen in die Hand nahmen." Aber FMP sei dann als Hafen irgendwann nicht mehr nötig gewesen.

Zwänge in der freien Musik

Andreas Müller meint: "Gescheitert ist, wie ich finde, die Berliner Kulturpolitik, die in den 90er Jahren die sowieso schon nicht üppige Förderung für zum Beispiel Veranstaltungen der FMP immer weiter zurückschraubte." Andererseits habe es damals eine gewisse Stagnation gegeben. Musiker und Publikum waren alt geworden und in dieser angeblich so freien Musik seien immer mehr Zwänge aufgetaucht - sie sei bürgerlich geworden. "Am Ende war es dann der ökonomische Druck, der zu groß wurde."
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