Frederic Rzewskis Variationen über "The People United Will Never Be Defeated!"

Fünf Finger ballen sich zur Faust

Der Pianist Igor Levit
An der Tastatur ballt er lieber keine Faust: Der Pianist Igor Levit © dpa
25.02.2018
Vereinigte Variationen von Amerika: Frederic Rzewskis Veränderungen über das Lied "The People United Will Never Be Defeated!" sind ein Meisterwerk der modernen Klavierliteratur – und eine Herausforderung für Igor Levit.
Ausgerechnet in der Zeit, in der das 200-jährige Bestehen der USA gefeiert wurde, komponierte Frederic Rzewski seinen Variationszyklus über das Lied "El pueblo unido jamás será vencido" ("Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden"). Rzewski, Jahrgang 1938, selbst ein virtuoser Pianist, schrieb für ein Konzert der Pianistin Ursula Oppens, die sich damals mit Beethovens Diabelli-Variationen beschäftigte. Als Vorlage diente Rzewski das Protestlied des Chilenen Sergio Ortega, das zum Symbol des Widerstands gegen die Diktatur Pinochets wurde – der sich wiederum mit Hilfe der USA 1973 an die Macht geputscht hatte, indem er Salvador Allende stürzte. Rzewskis Klavierzyklus wurde somit zu einem politischen Statement, das für sein durchaus "engagiertes" Schaffen typisch ist.

Goldberg, Diabelli, People United…

Lange blieben Rzewskis 36 Variationen, die etwa eine Stunde Spieldauer in Anspruch nehmen, eine Art Geheimtipp, bis sie der kanadische Pianist Marc-André Hamelin mit einer fulminanten Aufnahme in Europa bekannt machte. So lernte auch unser Studiogast, der Pianist Igor Levit, das Stück kennen. Levit wurde 1987 in Russland geboren, kam als Kind nach Deutschland, studierte in Hannover und lebt heute in Berlin. Er hat Rzewskis Werk gemeinsam mit Bachs Goldberg-Variationen und Beethovens Diabelli-Variationen aufgenommen – auch dies ein Statement. In den "Interpretationen" spricht Levit über seine Arbeit an diesem pianistisch extrem anspruchsvollen Zyklus, kommentiert Aufnahmen von Kollegen wie auch jene des Komponisten Frederic Rzewski, mit dem Levit befreundet ist.
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