Frauen als Handelsware

Vorgestellt von Hannelore Heider · 17.10.2007
Die Versklavung junger Mädchen als Prostituierte ist das aufrüttelnde Thema des Hollywooddebüts des jungen deutschen Regisseurs Marco Kreuzpaintner. In dem melancholisch-poetischen Winterfilm "Jagdhunde" geht es um einen Berliner Aussteiger auf seinem uckermärkischen Gehöft.
"Trade - Willkommen in Amerika"
USA /BRD 2007, Regie: Marco Kreuzpaintner, Darsteller: Kevin Kline, Alicja Bachleda, Paulina Gaitan

Nach "Die Vorahnung" von Mennan Yapo mit Sandra Bullock kommt jetzt das Hollywooddebüt des nächsten Deutschen, des Regisseurs Marco Kreuzpaintner, auf die Leinwand.

"Trade – Willkommen in Amerika" ist ein Politthriller, den Kreuzpaintner nach einem amerikanischen Drehbuch in der Produktion von Roland Emmerich in Szene setzte. Hochemotional, in der Bildsprache auf einen halb-dokumentarischen Touch setzend, wird die wohl schlimmste Form des mafiösen Menschenhandels thematisiert: die Versklavung minderjähriger Mädchen als Prostituierte. Das Drehbuch basiert auf der Aufsehen erregenden Titelgeschichte aus der "New York Times", die unter dem Titel "The Girls Next Door" die Menschenhändlerringe zwischen den USA, Mexiko und Europa recherchierte.

So erleben wir, wie die 13-jährige Adriana in einem Slum von Mexiko-Stadt geraubt und einer Gruppe von Mädchen zugeordnet wird, in der sich auch die Polin Veronica wiederfindet. Die Methoden, wie die Mädchen unter Drogen gesetzt, "abgerichtet" und an den kaufkräftigen Freier gebracht werden, sind ungeschönt zu erleben und gehen wirklich unter die Haut.

Parallel dazu versuchen zwei Männer, die Mädchen zu finden. Jorge, der Bruder von Adriana, selbst ein Kleinkrimineller und Ray (Kevin Kline), ein desillusionierter amerikanischer Polizist, der seine eigene Tochter in diesem Milieu vermutet. Nach den Gesetzen der Logik hätten die beiden keine Chance gegen die brutalen, gut organisierten Menschenhändler, aber wir sind in einem Hollywoodfilm, der versucht, Aufklärung und Anklage mit den üblichen Spannungselementen des großen Publikumskinos zu verbinden, was ihm auch gelingt.

Das Leid der Mädchen wird nicht nur plakativ ausgestellt und die Figur des Amerikaners zeigt überzeugend, dass sich eine Gesellschaft mit Stillschweigen oder Verharmlosung zum Komplizen von Verbrechern macht. Letztlich aber bietet das konventionelle Drehbuch zu wenig Überraschungen. Die Story spult vorhersehbar ab, zu viele Zufälle treiben die Handlung voran und das "Happy End" ist nach dem erschütternden Auftakt ein enttäuschender Kompromiss.

Dass der Film das Hollywooddebüt eines jungen deutschen Regisseurs ist, sieht man dem Ergebnis nicht an, was einerseits bei einer so komplexen Produktion als Leistung zu bewerten ist, andererseits aber auch nicht zu Jubelstürmen verführt.

<im_40993>"Jagdhunde" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_40993>"Jagdhunde"
BRD 2006, Regie: Ann-Kristin Reyels, Darsteller: Constantin von Jascheroff, Josef Hader, Luise Berndt, Sven Lehmann, Judith Engel, Ulrike Krumbiegel, Marek Harloff

Das Spielfilmdebüt der jungen Regisseurin besticht durch eine erlesene Besetzung, die durch Kontraste einer Familiengeschichte in spröder winterlicher Landschaft immer wieder Glanzpunkte aufsetzt. Der Österreicher Josef Hader brilliert als Berliner Aussteiger mit seinem berühmten komisch-sturen Ton.

Um Weihnachten herum will der Mann einfach nur seine Ruhe haben auf seinem uckermärkischen Gehöft, das ironischerweise zur "Hochzeitsscheune" ausgebaut werden soll. Seine eigene Ehe ist eben zu Bruch gegangen. Weder hat der Mann handwerkliche Fähigkeiten noch ist er in der Lage, sich mit den Bauern gut zu stellen. Der humoristische Grundton bleibt auch, wenn der ruhig und zurückhaltend erzählte Film langsam das ganze Unheil seiner Beziehungen enthüllt.

Überraschungsgäste reisen an und dieser ihn völlig überfordernde Reigen wird von seinem Sohn, gespielt von Constantin von Jascheroff, eher vergnügt und schadenfroh zur Kenntnis genommen. Der Junge und seine zwei geliebten Jagdhunde sind die einzige Verbindung zum Dorf und dort hat er eben eine eigene Welt entdeckt. Marie (Luise Berndt) ist ein stummes, aber koboldhaft-lebensfrohes Mädchen, das freilich mit ihrem knurrigen Vater auch um Selbstbestimmung kämpft.

Jagdhunde und Hasen spielen in diesem melancholisch-poetischen Winterbild eine ebenso belebende Rolle wie die immer auch komisch gebrochenen Konflikte der Erwachsenen. Der Zusammenprall von Alt und Jung, Stadt und Dorf, von Aufbruch und Resignation wärmt dem Zuschauer trotz bitterer Winterkälte das Herz.
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