Französische Entdeckungen

15.11.2013
Dass sich im französischen Repertoire in Deutschland immer noch so erstaunliche Entdeckungen machen lassen, ist nur eine andere Formulierung der traurigen Wahrheit, dass diese Musik hierzulande nach wie vor viel zu unbekannt ist. Das DSO setzt in dieser Spielzeit einen kräftigen französischen Schwerpunkt.
Auch das Konzert am 9. November ist dieser Programmlinie gewidmet. Marc Minkowski, der bereits 2002 mit einem rein französischen Programm beim Orchester debütierte, begann seine eindrucksvolle Karriere im Feld der historischen Aufführungspraxis; im Alter von nicht einmal 20 Jahren gründete er Les Musiciens du Louvre. Mit diesem Ensemble, aber auch als erfolgreicher Gastdirigent ist Minkowski heute längst in der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts angekommen.

An der Unterschätzung französischer Musik in Deutschland ist Richard Wagner ganz sicher nicht unschuldig. Dabei führt durchaus eine Linie von Berlioz zu Wagner, vom "Parsifal" dann wiederum zu Debussys "Pelleas". Nach Ansicht seines Biografen Winton Dean war Georges Bizet gerade dabei, eine von Wagner ganz unabhängige Form der französischen Oper zu begründen, als sein früher Tod ihn aus dem Leben riss. Die beiden "L'Arlésienne"-Suiten des Komponisten sind aus seiner Bühnenmusik für das gleichnamige Theaterstück Leon Daudets entstanden.
Es ist wenig bekannt, dass Jacques Offenbach, der Schöpfer unzähliger Operetten einer der virtuosesten Cellisten seiner Zeit war. Das "Concerto militaire" fur Violoncello und Orchester ist eine absolute Rarität und mit fast 45 Minuten Spieldauer eines der umfangreichsten Werke seiner Gattung. Nachdem Offenbach selbst als Solist nur den ersten Satz der Komposition im Jahre 1847 uraufgeführt hatte, geriet sie bald in Vergessenheit.

Die aberwitzige Schwierigkeit des Konzerts verlangt einen furchtlosen Interpreten wie den Franzosen Jérôme Pernoo, der mit den Musiciens du Louvre unter der Leitung von Marc Minkowski das vollständige Werk bereits in einer von der Presse gefeierten Weltersteinspielung vorgelegt hat.
(nach: "Französische Entdeckungen" von Benedikt von Bernstorff in DSO-Nachrichten, 11/12/2013)
Programmheft 09.11.2013


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 09.11.2013


Jacques Ibert
"Paris", Suite symphonique für Kammerorchester

Jacques Offenbach
Grand concerto für Violoncello und Orchester G-Dur ("Concerto militaire")

ca. 21:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Georges Bizet
"L’Arlésienne", Suiten Nr. 1 und 2
aus der Musik zu dem Schauspiel von Alphonse Daudet


Jérôme Pernoo, Violoncello
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Marc Minkowski