Frankreich vor der Präsidentschaftswahl

Der Front National auf dem Vormarsch

Im Marais, dem jüdischen Viertel von Paris, laden zahlreiche kleine Geschäfte wie diese Feinbäckerei und Lebensmittelhändler zum Kauf ein.
Jüdisches Leben im Stadtteil Marais: Ein Lebensmittelgeschäft in Paris. © picture-alliance / Frank Baumgart
Von Burkhard Birke · 18.04.2017
Am 23. April 2017 beginnt die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Die "Weltzeit" beschäftigt sich in drei Sendungen mit der politischen Lage des Landes und dem Wahlkampf.
Vom 18. bis 20. April schaut die "Weltzeit" nach Frankreich. Dort beginnt am 23. April 2017 die Präsidentschaftswahl. Der Staatspräsident wird in Frankreich direkt vom Volk gewählt. Da laut Umfragen einige KandidatInnen nahezu gleichauf liegen, wird aller Voraussicht nach keiner im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erzielen. Somit ist von einem zweiten Wahlgang auszugehen, der für den 7. Mai geplant ist.

Dienstag, 18. April

Cherchez la femme - Marine Le Pen und die Frauen
Von Barbara Kostolnik
Attraktiv für Juden und Einwanderer? Der Front National auf dem Vormarsch
Von Burkhard Birke
Marine Le Pen - die Chefin des Front National - sorgt gerade mal wieder für Schlagzeilen im Präsidentschaftswahlkampf. Mit ihrer jüngsten Äußerung, sich für die Beteiligung Frankreichs an der Judenverfolgung, speziell der Razzia im Wintervelodrome im Juli 1942, nicht entschuldigen zu wollen, für die Jacques Chirac als Präsident eine Mitschuld seines Landes eingestanden hatte, hat sie einen Aufschrei der Entrüstung verursacht. Und obwohl der Front National unter Rassismus- genauso wie unter Antisemitismusverdacht steht, gibt es Juden und Menschen mit Migrationshintergrund in Frankreich, die sich zunehmend mit dem einwanderungsfeindlichen, patriotischen Kurs des FN anfreunden und vorhaben ihm am kommenden Sonntag, im ersten Wahlgang, ihre Stimme zu geben.
Ein möglicher Grund: die sogenannte "Entdiabolisierung". So nannte Marine Le Pen ihre Strategie, als sie den Parteivorsitz von ihrem mittlerweile ausgeschlossenen Vater Jean Marie Le Pen übernahm. Konsequent versuchte und versucht sie, den Front National vom Ballast rechtsextremer Ideologie zu befreien und für neue Wählerschichten zu öffnen. Unser Autor Burkhard Birke ist für die Weltzeit nach Frankreich gereist.

Mittwoch, 19. April

Selbstzerlegung vom Feinsten - Die Sozialisten in Frankreich vor der Wahl
Gespräch mit Burkhard Birke
Idylle, in der die Uhren anders ticken - La France profonde und die Wahl
Drei Mal so viele Kühe wie Menschen leben im Cantal. Kaum eine Region verkörpert wohl besser das ländliche Frankreich, wo die Menschen hart arbeiten und einen herzlichen Umgang miteinander pflegen. Paris ist weit weg, zu weit. Die Menschen fühlen sich vergessen und betrogen von Politikern, die ihnen vor Wahlen stets das Blaue vom Himmel versprechen, sich später aber nicht an ihre Versprechen erinnern. Und dennoch könnte La France profonde bei dieser Wahl womöglich den Ausschlag geben.
Von Burkhard Birke

Donnerstag, 20. April

Parteilos und proeuropäisch – Wird Macron neuer Präsident Frankreichs ?
Emmanuel Macron - sozialliberal, parteilos, proeuropäisch - ist die Sensation des französischen Wahlkampfs. Das ganze Land scheint er gerade in seinen Bann zu ziehen. Vor einigen Monaten war er vielen Franzosen noch unbekannt, jetzt sagen die meisten Umfragen seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl voraus. Seine Bewegung "En Marche" hat inzwischen 230.000 Mitglieder, die allein im März 8.000 Veranstaltungen organisiert haben, um ihren Kandidaten zu unterstützen.
Von Jürgen König
Gefahr im Knast - Französische Gefängnisse als Brutstätte des Dschihadismus'
Mohamed Merah, Amedy Coulibaly, Salah Abdeslam, Mohamed Lahouaiej-Bouhlel: Das sind die Namen von Attentätern. Sie haben in Toulouse, Paris und Nizza unschuldige Menschen im Namen des Islamischen Staates, des radikalen Islam ermordet. Keine besonders religiösen Menschen. Auch politisch galten sie eher als unauffällig. Ihnen allen ist freilich eines gemeinsam: Sie lebten oder wuchsen in Banlieues auf, in Vierteln, in denen die Menschen das Gefühl haben, nicht dazuzugehören. Und noch eines ist vielen der Attentäter der letzten Jahre gemein: Sie rutschten ins kleinkriminelle Milieu ab, kamen ins Gefängnis und dort offenbar unter den Einfluss radikaler Islamisten. Die französischen Gefängnisse als Brutstätten des Dschihadismus?
Von Burkhard Birke
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