Frankreich gibt Kulturgüter zurück

Die Geschichte wird wieder sichtbar

06:24 Minuten
Bénédicte Savoy steht vor einem Gebäude und schaut in die Kamera.
Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy hat den Bericht geschrieben, auf dem der Gesetzentwurf basiert. © AFP / ALAIN JOCARD
Bénédicte Savoy im Gespräch mit Axel Rahmlow · 16.07.2020
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Frankreich hat ein Gesetz für die Rückgabe von Kulturgütern an Benin und den Senegal beschlossen. Für Initiatorin Bénédicte Savoy eine gute Nachricht: Die Rückgabe ermögliche den Menschen, Kontakt zur eigenen Geschichte aufzunehmen.
Nun ist es endlich so weit: Per Gesetz verpflichtet sich Frankreich, Werke aus dem sogenannten königlichen Schatz von Abomey an Benin und einen Säbel an den Senegal zurückzugeben. Der Schritt folgt auf einen Bericht von 2018 hin. Geschrieben haben ihn der senegalesische Sozialwissenschaftler Felwine Sarr und die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy.
Darin haben sie empfohlen, die Kunstwerke und historischen Objekte an die afrikanischen Herkunftsländer zurückzugeben, aus denen Frankreich sie während der Kolonialherrschaft entwendet hat. Für Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin, ist das "eine sehr schöne Nachricht". Es habe zwar zwei Jahre gedauert, doch aus afrikanischer Perspektive gehe die Angelegenheit schon viel länger: seit den 60er-Jahren.

Jetzt kann es schnell gehen

Widerstände gegen solche Rückgaben gebe es in Frankreich wie auch in Deutschland. Hinzu sei gekommen, dass die drei in den vergangenen zwei Jahren eingesetzten Kulturminister sehr viel zu tun hatten. Savoy nennt die "riesige Krise der Gelbwesten" und den Brand von Notre-Dame.
Doch die Professorin ist hoffnungsvoll: "Jetzt, wo etwas Ruhe eingekehrt ist, ist der Gesetzesentwurf da." Alles Weitere könnte schnell gehen, vielleicht schon über den Sommer.

Die Europäer wissen wenig

Mit der Rückgabe des Schatzes von Abomey an Benin werde "eine gewaltsame Episode der französisch-afrikanischen Geschichte zunächst einmal wieder sichtbar. Man erfährt davon. Die Franzosen, wie die Europäer allgemein, wissen kaum etwas über die Kolonialgeschichte oder die gewaltsamen Seiten davon", sagt Savoy.
Gleichzeitig ermögliche die Rückgabe der jungen Generation in den afrikanischen Ländern, "einen Kontakt zur eigenen Geschichte zu haben". Denn in Benin seien momentan kaum Objekte aus dieser Zeit erhalten.
(sed)
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