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Terror vor Big Ben
London nach dem Anschlag

Nach dem Anschlag im Herzen der britischen Hauptstadt gehen die Behörden von einem islamistischen Hintergrund aus. Bürgermeister Sadiq Khan, will unterdessen ein klares Zeichen setzen: "Unsere Stadt bleibt eine der sichersten in der Welt. Londoner werden sich dem Terrorismus niemals beugen."

Von Friedbert Meurer | 23.03.2017
    Ein Polizist steht in London vor einer abgesperrten Straße.
    Der Anschlag, so der allgemeine Tenor in Großbritannien, galt Politikern wie Zivilbevölkerung zugleich. (AFP / Joel Ford)
    Schreie und Entsetzen vor Big Ben, es fielen Schüsse. An einem der berühmtesten Plätze der Welt, dem Parlament in Westminster wurde um 15.40 Uhr deutscher Zeit ein Anschlag verübt. Zunächst war der Fahrer eines Hyundai über die Westminster Bridge auf das Parlament zugefahren. Mitten auf der Brücke steuerte er den Wagen auf den Bürgersteig und überfuhr zahlreiche Menschen.
    "Ich ging gerade über die Brücke. Dann hielt ein Bus an. Leute fingen an zu schreien. Auf der anderen Straßenseite lag jemand verletzt auf der Straße, dann sah ich noch einen Körper und dann noch einen."
    Eine Frau sprang in Panik in die Themse
    Eine Frau sprang offenbar in höchster Not über die Brüstung der Brücke nach unten in die Themse. Sie konnte später verletzt aus dem Wasser geborgen werden. Der Fahrer krachte danach mit seinem PKW gegen den Zaun des Parlaments, stieg aus und stürmte mit gezücktem Messer auf die Polizeibeamten, die das Parlament bewachten.
    "Zwei Polizisten versuchten ihn aufzuhalten, einer fiel dann zu Boden", sah der Journalist und Augenzeuge Quentin Letts. "Der Attentäter versuchte, ins Parlament einzudringen. Zwei Polizisten riefen ihm noch eine Warnung zu, die er ignorierte. Dann schossen sie zwei oder dreimal auf ihn. Er ging zu Boden."
    Polizei geht bis auf weiteres von einem Terroranschlag aus
    Der Polizist erlag wenig später einem Stich mit dem Messer. Auch der Täter selbst kam ums Leben. Fotos zeigen einen dunkelhäutigen asiatisch oder nahöstlich aussehenden Mann mit Bart, etwa Mitte 40. Die Polizei geht bis auf weiteres, so Marc Rowley on Scotland Yard, von einem Terroranschlag aus. "Wir halten das für einen Vorfall mit terroristischem Hintergrund. Für diesen Tag haben wir geplant und uns vorbereitet. Aber wir hofften, er würde nie kommen. Leider ist er Realität geworden."
    Am Abend kam das Sicherheitskabinett zusammen. Premierministerin Theresa May verurteilte die Tat entschieden. "Hier in Westminster ist das älteste Parlament der Welt. Der Geist der Freiheit hat sich hier tief eingeprägt und strahlt in die entlegensten Winkel der Welt. Deswegen wurde das Parlament zur Zielscheibe für die, die diese Werte ablehnen."

    Karte zum mutmaßlichen Terroranschlag vor dem Parlament in London.
    Karte zum mutmaßlichen Terroranschlag vor dem Parlament in London. (picture-alliance/dpa-infografik)
    Erinnerungen an die Terroranschläge von 2007
    Das Unterhaus hatte gerade zusammen gesessen, als der Anschlag sich ereignete. Der stellvertretende Speaker unterbrach die Sitzung. Abgeordnete, Journalisten und Besucher wurden zunächst aufgefordert, dringend im Gebäude zu bleiben. Der Anschlag, so der allgemeine Tenor in Großbritannien, galt Politikern wie Zivilbevölkerung zugleich.
    "Die Sicherheit der Bürger unseres Landes hat für die Regierung höchste Priorität", versicherte Innenministerin Amber Rudd. Das Ereignis stellte die gravierendste Attacke seit dem Terroranschlägen in der Londoner U-Bahn 2007 dar. "Ich rufe alle dazu auf, ruhig zu bleiben und wachsam. Wenn Sie etwas Auffälliges beobachten, melden Sie es der Polizei."
    Die ganze Nacht blieb das Parlamentsgebäude beleuchtet. Das Unterhaus wird heute seine Sitzung ganz normal fortsetzen. London, so sein Bürgermeister Sadiq Khan, will ein klares Zeichen setzen. "Alle Londoner und Besucher sollten nicht in Alarmstimmung verfallen. Unsere Stadt bleibt eine der sichersten in der Welt. Londoner werden sich dem Terrorismus niemals beugen."