Frage des Tages

Müssen wir lernen, mit dem Risiko zu leben?

Drei Polizisten in blauer und zwei Soldaten in olivgrüner Uniform stehen zusammen.
Polizisten und Soldaten patrouillieren in der Nähe des Eiffelturms in Paris. © picture alliance / dpa / Guillaume Horcajuelo
Wolfgang Bonß im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 16.11.2015
Was bewirken mehr Polizisten, mehr Überwachungskameras, mehr Kontrollen? Der Soziologe und Risikoforscher Wolfgang Bonß hält viele Sicherheitsmaßnahmen für nutzlos - einige sogar für kontraproduktiv.
Nach den Ereignissen in Paris werden Sicherheitsmaßnahmen verschärft und diese Verschärfungen vielerorts begrüßt - aus dem akut ansteigenden Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung heraus.
Aber bringen die diversen Sicherheitsmaßnahmen wie mehr Überwachungskameras und Taschenkontrollen tatsächlich auch mehr Sicherheit? Wie reagieren wir emotional auf solche Maßnahmen? Vor dem Anschlag - und jetzt? Darüber haben wir mit dem Soziologen und Unsicherheits- und Risikoforscher Wolfgang Bonß gesprochen.
Bonß glaubt nicht daran, dass kurzfristige Maßnahmen wie eine erhöhte Polizeipräsenz die Sicherheit erhöhen - sie hätten nur "eine symbolische Bedeutung". Die aktuelle Anweisung, dass die Bundespolizei ihre Waffen offen tragen soll, hält er sogar "eventuell für kontraproduktiv". Bonß: "Die Leuten können so verunsichert werden." Auch mehr Kontrollen an Grenzen und Flughäfen hätten in der Vergangenheit keinen messbaren Effekt gehabt.
Bonß: "Terroranschläge werden sich nie richtig verhindern lassen. Terroranschläge werden ja auch nicht angekündigt, sondern die passieren einfach. Und von daher kann man allenfalls versuchen, bei den Ursachen anzusetzen, also zu verhindern, dass Leute sich in dieser Form radikalisieren."
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