Frage des Tages

Ist Abla Fahita der Böhmermann Ägyptens?

Die ägyptische Comedy-Figur Abla Fahita in einem Werbeclip von Vodafone; Aufnahme vom Januar 2014
Die ägyptische Comedy-Figur Abla Fahita in einem Werbeclip von Vodafone © AFP / Khaled Desouki
Cornelia Wegerhoff im Gespräch mit Gesa Ufer  · 12.04.2016
Über die juristische und politische Kontroverse, für die der Fall-Böhmermann hierzulande sorgt, können Journalisten und Satiriker in Ägypten nur müde lächeln. Regelmäßig wandern dort die Macher von Satire-Formaten für ihre Arbeiten ins Gefängnis. Das könnte nun auch die Macher des Comedy-Formates Abla Fahita treffen.
Abla Fahita ist eine Frauenpuppe, die sehr an einen Muppet erinnert. Sie hat eine eigene Show im ägyptischen Fernsehen und redet dabei über Themen, die für ägyptische Frauen in der Öffentlichkeit tabu sind: Sex und Politik. Konservative Anwälte sehen dadurch das Gemeinwohl in Gefahr und wollen die Macher der Puppe hinter Gitter bringen.
Warum der Streit um eine Puppe ein sehr trauriges Licht auf die aktuelle Situation von Künstlern und Journalisten in Ägypten wirft und vor welchem Hintergrund die Meinungsfreiheit in Ägypten langsam abgeschafft wird, darüber haben wir mit der freien Ägypten-Korrespondentin Cornelia Wegerhoff gesprochen.

Mobilfunk-Werbefigur mit Eigenleben

"Zunächst war Abla Fahita eine Mobilfunk-Werbefigur, und dann hat sie plötzlich ein Eigenleben entwickelt, wurde Youtube-Star, hatte Auftritte in Comedy-Shows und hat irgendwann selbst eine bekommen", erläuterte Wegerhoff.
Doch Abla Fahita sei nicht nur niedlich, sondern könne auch sehr vom Leder ziehen, manchmal sei sie sogar anzüglich, was die ägyptische Zensur auf den Plan gerufen habe.

Lange Liste von Intellektuellen im Gefängnis

Doch die Mächtigen hätten aus einem ganz anderen Grund Angst vor ihr.
Wegerhoff: "Ja, weil die auch schon mal kritisiert und auf den Punkt bringt mit ihrer süßen Puppenschnauze, was hier im Land gerade aktuell ist."
Zuletzt habe Abla Fahita eine lange Liste von Intellektuellen vorgelesen, die derzeit in Ägypten im Gefängnis sitzen.
Abla Fahita werde zwar moralisch diskreditiert, so Wegerhoff, doch diese Gründe seien - wie bei anderen auch - nur vorgeschoben: "Das Sisi-Regime tritt die Meinungsfreiheit mit Füßen."
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