Fotograf Andreas Mühe

"Fotografie ist gut, wenn sie aufwühlt"

Der Fotograf Andreas Mühe steht am 27.08.2013 in Berlin bei der Eröffnung der Ausstellung «A.M. - Eine Deutschlandreise» vor seinen Fotos.
Der Fotograf Andreas Mühe © picture-alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Moderation: Timo Grampes · 16.10.2014
In der Bilderserie "Obersalzberg" beschäftigt sich der Fotograf Andreas Mühe mit dem Inszenierungswahn der Nazi-Zeit. Die Ausstellung ist Teil des heute beginnenden Europäischen Monats der Fotografie. Dieses Medium müsse zum Nachdenken anregen, meint Mühe.
Mit der zentralen Ausstellung – "Memory Lab. Die Wiederkehr des Sentimentalen" beginnt heute im Berliner Martin Gropius Bau der 6. Europäische Monat der Fotografie. Dort ist auch der Bilderzyklus "Obersalzberg" des Fotografen Andreas Mühe zu sehen.
Am "Berghof", dem Landhaus Adolf Hitlers am Obersalzberg, habe die private Inszenierung einer Diktatur angefangen, sagte Mühe im Deutschlandradio Kultur. Seine Bilderserie verfremdet Propagandafotos des Dritten Reiches:
"Es geht natürlich um Größenverhältnisse. Es geht einfach um den Inszenierungswahn dieser Zeit. Das war ja nicht nur in Deutschland der Fall. Diese Bildsprache lässt sich in den zwanziger und dreißiger Jahren auch in anderen Ländern und Diktaturen beobachten."
In zahlreichen Fotografien von Mühe wird auf die Nazi-Propagandabilder von Walter Frentz angespielt, dem Kameramann Leni Riefenstahls. Frentz sei der "stille Beobachter" der ganzen Situation gewesen und habe auch eine Katalogisierung der Besucher am Obersalzberg vorgenommen, so Mühe:
"Das Tolle an seinen Bildern ist, wie er sich ein ganzes Stück weit zurücknimmt. Was dann auch meiner Bildsprache wieder sehr ähnlich ist. Dieses systemnahe und trotzdem Beobachtende. Das ist eigentlich das spannende Zeitzeugnis von Frentz."
Was macht heute gute und zeitgemäße Fotokunst aus? Fotografie sei gut, wenn sie aufwühle, meinte Mühe:
"Wenn sie zum Nachdenken anregt. Und wenn sie mich nicht langweilt. Es ist auch schwer, heutzutage etwas zu machen, was noch ein bisschen aufregend ist. Fotografie sollte immer die Auseinandersetzung fördern."