Fotoausstellung in Berlin

Selbstbewusste Frauen im Exil

Das Bild zeigt eine junge, geflüchtete Frau mit offenen Haaren und Tätowierungen auf dem Oberarm.
Enana, eine der Frauen der Ausstellung "Frauen im Exil". © Heike Steinweg
Heike Steinweg im Gespräch mit Vladimir Balzer  · 08.03.2018
Geflüchtete Frauen werden oft als Opfer dargestellt. Das hat die Berliner Fotografin Heike Steinweg gestört. Im Museum Europäischer Kulturen in Berlin zeigt sie selbstbewusste Frauen, die durch das Exil oft stärker wurden, und uns auf Augenhöhe begegnen.
Sie habe gestört, dass geflüchtete Frauen in deutschen Medien oft als Opfer gezeigt würden, sagt die Fotografin Heike Steinweg. Einmal wegen ihrer Flucht und aufgrund ihres muslimischen Hintergrundes. "Dann habe ich gedacht, Nein! Ich kann das umdrehen. Menschen, die den Mut aufbringen, ihr Land zu verlassen und in das Ungewisse aufzubrechen. Das empfinde ich als total stark. Und das kann ich fotografisch erzählen."

Der Blick richtet sich auf das Jetzt, nicht auf die Flucht

Dabei lege sie Wert darauf, dass die Frauen nicht mit dem Fokus auf ihre Flucht, sondern mit dem Fokus auf ihre jetzige Situation abgebildet würden, sagte Steinweg. "Der Hintergrund schwingt mit, aber ich richte den Blick jetzt auf das Exil, auf unser gemeinsames Zusammenleben."
Die Bilder der Ausstellung zeigen lebensgroße Ganzkörperfotos. "So haben wir eine Begegnung auf Augenhöhe. Die gucken zurück, die gucken mich an", so Steinweg. Neben dem Bild stehen der Vorname der Frau und ein Satz, ein Gedanke. In einem zweiten Schritt gibt es eine Lesestation, an der Aufsätze der Frauen über sich selbst nachgelesen werden können.
Man sehe zum Beispiel eine Frau mit Jeanshemd und Kopftuch, eine Frau mit Tank-Top, offenen Haaren und Tätowierungen auf den Oberarmen oder eine Frau, die der Kamera ihren Rücken zuwendet. Sie stehe für die "historische Dimension von Exil. Das gab es immer, das gibt es, und das wird es geben. Das darf man nicht vergessen."
Die abgebildete Frau habe sich vor allem fotografieren lassen, um den Menschen deutlich zu machen, dass Exil auch mit viel Trauer um die verlorene Heimat zu tun habe. Diese Frau sei gar nicht geflüchtet, sondern habe auf Einladung des Auswärtigen Amtes über die Menschenrechtssituation ihres Heimatlandes gesprochen. "Das passte der Delegation nicht, und dann durfte sie nicht zurückkehren. Von ihr ist auch der Titel 'Ich habe mich nicht verabschiedet.'"

Ich habe mich nicht verabschiedet: Frauen im Exil
Museum Europäischer Kulturen
09.03.2018-15.07.2018

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