Forschungslabor in Anklam eröffnet

Reifen aus Löwenzahn - bald Realität?

Ein Löwenzahn wächst aus grauem Straßenpflaster.
Bisher wird etwa 60 Prozent des Kautschuks künstlich hergestellt. In wenigen Jahren soll der Anteil dank russischem Löwenzahn reduziert werden. © imago stock&people
Norbert Robers im Gespräch mit Nicole Dittmer · 06.12.2018
Löwenzahn ist mehr als Unkraut. Davon sind Forscher der Universität Münster überzeugt. Ihr Ziel: Eine Kautschukproduktion aus der "Pusteblume". Norbert Robers ist optimistisch, dass in wenigen Jahren auch Autos mit Löwenzahnreifen fahren können.
In vielen Gummiprodukten steckt Kautschuk - etwa in Autoreifen. Ein großer Teil des Kautschuks wird künstlich hergestellt. Naturkautschuk muss aus Tropenregionen importiert werden. Für die Plantagen dort werden aber Wälder abgeholzt, was zur Zerstörung der Artenvielfalt führt.
Forscher der Universität Münster arbeiten seit Jahren an einer möglichen Alternative: Löwenzahn. Nun haben sie, in Zusammenarbeit mit einem großen deutschen Reifenhersteller, ein Forschungs- und Versuchslabor im mecklenburg-vorpommerischen Anklam eröffnet.

Besonders geeignet: Russischer Löwenzahn

Norbert Robers von der Universität Münster ist im Interview mit Deutschlandfunk Kultur optimistisch, dass in vier bis fünf Jahren Reifen mit Kautschuk aus Löwenzahn auf den Markt kommen. "Die Arbeit hat den Prozess der Grundlagenforschung verlassen." Eventuell könnten im kommenden Jahr immerhin schon Fahrradreifen mit Anteilen aus Löwenzahn in Serie produziert werden.
Biotechnologen hätten seit Jahren an der idealen Züchtung der Pflanze gearbeitet. Letztlich hätten sie sich für russischen Löwenzahn entschieden. "Man hat herausgefunden, dass dieser russische Löwenzahn einen besonders hohen Kautschukgehalt hat", sagt Robers. Über Kreuzungen könnten Forscher erreichen, dass der Gehalt steige.
(ske)
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