Forscher zum KI-Kongress in Peking

China und USA haben "Zugriff auf alles"

08:51 Minuten
Das Foto zeigt einen Computer-Bildschirm, auf dem ein menschliches Gesicht biometrisch vermessen wird.
Gesichtserkennung mittels Biometrie: Die Künstliche Intelligenz ist unglaublich datenhungrig. © dpa / picture alliance / picturedesk.com / Hans Ringhofer
Hans Uszkoreit im Gespräch mit Ute Welty · 17.06.2019
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Künstliche Intelligenz ist extrem datenhungrig - und nur in Europa wird überhaupt noch ein kritischer Umgang mit Daten gepflegt, sagt der KI-Forscher Hans Uszkoreit. Im Rest der Welt könne man nur hoffen, dass die KI nicht eines Tages missbraucht wird.
Künstliche Intelligenz ist die vermutlich weltweit am härtesten umkämpfte Zukunftsbranche. China hat bereits vor zwei Jahren eine KI-Strategie beschlossen, um die Technologie zu entwickeln und den Markt zu erobern. Ab morgen findet nun eine große, internationale KI-Konferenz in Peking statt, an der Global Player wie Facebook, Microsoft, Alibaba oder IBM teilnehmen.

KI ist "wahnsinnig datenhungrig"

China habe inzwischen sehr viel Geld in die Kommerzialisierung der Technik investiert, sagte der KI-Forscher Hans Uszkoreit im Deutschlandfunk Kultur. Uszkoreit ist wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin und pendelt zwischen der deutschen Hauptstadt und Peking hin und her.
In der Anwendung von KI im Alltag sei China Ländern wie Deutschland weit voraus, berichtete er. So werde ihm das Essen im Pekinger Bürogebäude von einem Roboter serviert - und im chinesischem Straßenverkehr werde inzwischen mittels KI das Überfahren von roten Ampeln geahndet.
Künstliche Intelligenz sei "wahnsinnig datenhungrig", betonte der Forscher. Und wenn man die Gesetze ganz genau nehme, habe die chinesische Regierung inzwischen "Zugriff auf alles". Nur sei das in den USA nicht anders, "da darf man sich keine Illusionen machen."
Allein Europa fahre einen strikten Kurs, sagte der Experte. Im "Rest der Welt" müsse man darauf vertrauen, dass die KI nicht missbraucht werde.

"The winner takes it all"

"Die Technologen haben alle Angst vor den gleichen Dingen", sagte der Forscher. Dabei sei die Beobachtung der chinesischen Bevölkerung durch Millionen KI-gestützter Kameras "noch nicht mal so schlimm". Da gewöhne man sich dran - und während sich die Bevölkerung hierzulande beobachtet fühlen würde, hätten sich die Chinesen dafür entschieden, sicherer zu leben.
Ernst werde es aber bei der Sorge, dass die KI künftig auch zur Überwachung des Internets eingesetzt werden könnte. "Das ist nicht auszuschließen, und davor haben wir alle Angst", sagte Uszkoreit.
Künstliche Intelligenz werde die Gesellschaften und die Wirtschaft umkrempeln, betonte der Forscher. Uszkoreit sagt der Technologie eine ähnliche Karriere wie dem Internet voraus: Technisch werde es bei der KI nicht allzu viele Geheimnisse geben, die Wissenschaftler seien überall schlau und in der Lage, Anwendungen nachzubauen.
Bei der Kommerzialisierung der Technologie werde es aber heißen: "The winner takes it all." Wer am schnellsten und vorn sei, werde die Welt in Sachen KI kommerziell beherrschen.
(ahe)
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