Forderung nach Kulturfonds der Wirtschaft

Autokauf als Kulturförderung?

07:40 Minuten
Moderatorin Carolin Reiber 1982 in Las Vegas bei den Dreharbeiten für eine Silvestershow. Sie posiert auf einem roten BMW-Sportwagen, im Hintergrund sind die Lichter der Casinos zu sehen.
Sollten Konzerne einen Kulturfonds unterstützen? Nur freiwillig, findet Thomas Girst vom Kulturprogramm der BMW Group. © dpa / picture alliance / Dieter Klar
Thomas Girst im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 10.11.2020
Audio herunterladen
Warum nicht einen Fonds der deutschen Wirtschaft auflegen, um Kunstschaffende in Zeiten von Corona zu unterstützen? Thomas Girst leitet das Kulturengagement bei BMW und bekennt sich dazu, die Künste zu fördern – aber ohne Zwang.
Die Idee ist nicht ohne Charme: Bei jedem verkauften Auto einen kleinen Betrag in einen Fonds zahlen, aus dem notleidende Künstler unterstützt werden. Und wenn alle mitmachen, also nicht nur die Autohersteller, sondern auch die Lebensmittelhersteller, Pharmafirmen und Internet-Konzerne, ist schnell genug Geld zusammen.

Teil der Verantwortung

Er habe großes Verständnis für die Nöte der Zunft, sagt Thomas Girst, Leiter BMW Group Kulturengagement und Autor. Allerdings: "Es gibt kein einziges Gesetz, das Unternehmen verpflichtet, Gelder für Kultur auszugeben."
Es sei aber Teil der gesellschaftlichen Verantwortung eines wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmens, sich kulturell zu engagieren. "Die kulturelle Verantwortung gilt es wahrzunehmen, allerdings ohne Verpflichtung", betont Girst.
Vor nicht langer Zeit seien Gelder aus der Wirtschaft in der Kultur noch sehr kritisch beäugt worden, führt Girst aus. Jetzt die Wirtschaft zum Retter der Kultur zu stilisieren, könne nicht funktionieren. Es gehe jetzt nicht nur um Geld, sondern um Partnerschaften, die auch "in schwierigen Zeiten durch dick und dünn gehen."

12 Milliarden versus 500 Millionen

Während die öffentliche Hand 12 Milliarden Euro im Jahr für die Kultur ausgebe, unterstütze die Wirtschaft die Künste mit 500 Millionen im Jahr. Das sei ein gutes Verhältnis, meint Girst.
Auch um zu verhindern, dass "die Wirtschaft inhaltlich reingrätscht". Die Kultur solle sich frei entwickeln können: "Ich würde vermeiden wollen, dass da eine Abhängigkeit entsteht."
(beb)
Mehr zum Thema