Foltern im Namen des Guten

Gesehen von Jörg Taszman · 30.01.2013
CIA-Agentin Maya will nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Al Kaida-Chef Osama Bin Laden ausfindig machen. Dabei sind ihr auch Mittel wie Folter recht, um an Informationen zu kommen. Dem Film fehlt eine eindeutige Haltung zur dargestellten Gewalt.
Zu Beginn hört man die verzweifelten Audioprotokolle von Opfern des 11.September 2001. Die Leinwand bleibt dabei schwarz. Zwei Jahre und eine Invasion in Afghanistan später sind amerikanische Militärs und CIA-Agenten vor allem in Pakistan Osama bin Laden und seinem Netzwerk Al Kaida auf der Spur. Dabei wird ein Geldkurier gnadenlos gefoltert auch vor den Augen von Maya, der rothaarigen Agentin mit dem Pokerface, die neu vor Ort ist. Mühsam gelingt es unter Folter, einige Namen zu bekommen. Die Attentate in Saudi-Arabien, London, Islamabad gehen weiter. Ein hoher CIA-Offizier bekommt einen Wutanfall redet von "menschlichem Versagen".

Maya hat dann jedoch den richtigen Riecher. Ein gewisser Abu Ahmed, der Kurier von Bin Laden, müsse gefunden werden. Nur so fände man am Ende auch Bin Laden. Aber es wird dauern in diesem 2 Stunden und 37 Minuten langen Film, bevor die Jagd auf Osama aus Augen der CIA erfolgreich mit dessen Hinrichtung beendet wird.

Realistisch und quasi dokumentarisch nähert sich Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow ihrem Stoff. Wie schon in ihrem Überraschungserfolg "The Hurt Locker" über ein Bombenentschärfungsteam im Irak vermeidet die Regisseurin Heroisierung, Pathos und offenen Patriotismus. "Zero Dark Thirty" ist mehr ein Psychothriller als Actionfilm und dabei weder pazifistisch noch kriegsverherrlichend. Diese Unentschiedenheit macht viel von der Faszination des Films aus, der im Übrigen auch exzellent besetzt ist. Neben Jessica Chastain, deren Karriere nach "Tree of Life" nun richtig losgeht, sieht man in kleinen, feinen Rollen auch Edgar Ramirez (den "Carlos"-Hauptdarsteller) oder den "Soprano" James Gandolfini als CIA-Boss.

Und doch vermisst man als Zuschauer eine gewisse Haltung. Die Folterszenen zu Beginn sind beklemmend, den vielen zivilen Opfer wird kurz auch wenigstens mal ein Gesicht gegeben, aber dennoch bleibt wie in jedem US-Kriegsfilm am Ende die Identifikation mit den "good guys", den "Guten". Und das sind natürlich die CIA-Agenten und Mitglieder der Elitetruppen. Coole Jungs und Mädels ohne Skrupel, die ihr Ziel dann am Ende doch erfolgreich erreichen.


Zero Dark Thirty. USA 2012. Regie: Kathryn Bigelow, mit Jessica Chastain, Jason Clarke, Jennifer Ehle, Mark Strong, James Gandolfini, Edgar Ramirez

Filmhomepage "Zero Dark Thirty"
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