Folgen des Shutdown für die Baubranche

Positive Erkenntnisse aus der Coronakrise

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Baugeräte auf einer Großbaustelle
Auf Baustellen wird weiter gearbeitet, aber viele Handwerker aus dem Ausland können nicht mehr einreisen, wie der Architekt Matthias Sauerbruch berichtet. © imago images / Jochen Tack
Matthias Sauerbruch im Gespräch mit Gabi Wuttke · 05.04.2020
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Die Ingenieur- und Architekturbüros in Deutschland verzeichnen einen Auftragsrückgang von 45 Prozent. Der Architekt Matthias Sauerbruch berichtet von Problemen auf Baustellen, von dezimierten Mannschaften, aber auch von viel Verständnis und Solidarität.
Wir leben momentan in einer Welt, die ziemlich brachliegt. Der Shutdown wegen des Coronavirus hat auch Folgen für die Baubranche. Ingenieur- und Architekturbüros in Deutschland verzeichnen laut einer Umfrage einen Auftragsrückgang von 45 Prozent.
Matthias Sauerbruch zeigt sich sicher, dass der Shutdown auf verschiedene Weisen seine Spuren hinterlassen wird. Er leitet neben seinem Architekturbüro Sauerbruch Hutton die Sektion Baukunst der Akademie der Künste Berlin. Diese Spuren müssten aber nicht nur negativ sein, meint der Architekt.

Mehr digital kommunizieren - weniger reisen

90 Prozent seiner Belegschaft arbeite im Homeoffice, erklärt Sauerbruch. Man kommuniziere über Video, Telefon und E-Mail. Führte man die digitale Kommunikation in diesem Maße auch nach dem Shutdown fort, müsste man nicht mehr so viel reisen. Eine positive Erkenntnis, so Sauerbruch.
Die lange im Vorfeld geplanten Architekturwettbewerbe laufen zudem weiter, wie Sauerbruch erläutert: "Da wurden fast ausnahmslos die Abgabetermine verschoben, einfach um den Umständen gerecht zu werden."

Stark dezimierte Baustellenmannschaften

Eine neue Situation erfordert auch neue Lösungen. So hat Sauerbruch sein erstes Online-Preisgericht durchgeführt, "wo zwei Drittel der Preisrichter per Videokonferenz zugeschaltet waren", sagt er. "Das geht alles. Es ist aber natürlich, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig."
Auf Baustellen in Deutschland wird auch jetzt noch weiter gearbeitet. Doch Handwerker aus dem Ausland können wegen des Shutdowns nicht mehr einreisen, wie Sauerbruch berichtet. "Und deswegen sind die Mannschaften stark dezimiert, und dementsprechend verlangsamt sich alles."

Verständnis und Solidarität

Auch beim Nachschub von Baumaterialien gibt es Probleme. "Das heißt, es gibt schon ziemliche Unterbrechungen, und an manchen Stellen werden die Baustellen auch einfach geschlossen", sagt der Architekt.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat unterdessen die Behörden angewiesen, offene Rechnungen zu bezahlen, um den betroffenen Firmen unter die Arme zu greifen. Das begrüßt Sauerbruch ausdrücklich. Insgesamt erfahre die Architekturbranche von allen Seiten viel Verständnis und Solidarität, sagt er.
(ckr)
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