Florian David Fitz über Erich Kästner

"Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen"

Szene aus dem ARD-Film "Kästner und der kleine Dienstag", Deutschland/Österreich 2016, Regie Wolfgang Murnberger. Kästner (Florian David Fitz, li.) weiß zunächst wenig mit seinem Fan Hans (Nico Kleemann) anzufangen.
Szene aus dem ARD-Film "Kästner und der kleine Dienstag", Deutschland/Österreich 2016, Regie Wolfgang Murnberger. Kästner (Florian David Fitz, li.) weiß zunächst wenig mit seinem Fan Hans (Nico Kleemann) anzufangen. © ARD Degeto/Erster.Reglin.Film/DOR Film/Anjeza Cikopano
Florian David Fitz im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 21.12.2017
Im ARD-Film "Kästner und der kleine Dienstag" spielt Florian David Fitz den berühmten Schriftsteller. Thema ist das moralische Dilemma Erich Kästners, der während der NS-Zeit in Deutschland blieb. Fitz findet diese Entscheidung "wahnsinnig nachvollziehbar".
Im Rückblick neige man dazu, sich Helden und Heldengeschichten auszusuchen, findet Kästner-Darsteller Florian David Fitz. Deshalb sei es so spannend, im Film einen Menschen zu zeigen, der sehr moralisch sei: "Er ist ja wirklich ein Pazifist, er hat sich auch nichts zuschulden kommen lassen - aber wie kann man unter diesen Umständen dort überleben?" Gefremdelt habe er mit Kästner "überhaupt nicht", auch nicht in jener Szene, in der Kästner der Verbrennung seiner Bücher 1933 in Berlin zusieht:
"Stellen Sie sich die Situation einmal wirklich vor: Da stehen Hunderte von Leuten, und was sollen Sie denn machen? Sollen Sie die Faust zeigen und sagen: Sekunde, hier bin ich? Da schlägt man mal schnell den Kragen hoch. Ich nehme an, (…) dass er sehr genau die anderen Leute angeschaut hat, die eben nicht die Jungs waren, die diese Bücher ins Feuer geworfen haben, sondern die Leute, die drumrumstanden. Und in unserer Interpretation sagt er auch: 'Ja, so wird's funktionieren - ein paar zündeln und der Rest schaut ratlos zu'."
Undatiertes Archivbild eines nachdenklichen Erich Kästners. Er war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist, der vor allem für seine Kinderbücher (z. B. "Emil und die Detektive", "Das doppelte Lottchen")bekannt wurde.
Erich Kästner (1899-1974) war vor allem für seine Kinderbücher bekannt, z.B. "Emil und die Detektive" und "Das doppelte Lottchen".© picture alliance / dpa

Kästners Witz, Anspruch, Menschenliebe

Man könne sich Kästner sehr gut über dessen Werke nähern, denn darin habe er sich nicht versteckt, vor allem in seinen Gedichten und im Roman "Fabian": "Da lernt man wirklich ihn und seinen Witz und seinen moralischen Anspruch und seine Menschenliebe kennen." Fitz bezweifelt auch, "ob es so viel besser war, wie Feuchtwanger oder Manns in Amerika gewesen zu sein - die konnten da ja auch nicht wirklich viel ausrichten. Er hat sich wenigstens noch daran festgehalten, dass er vielleicht noch diesen Roman schreibt, den er dann nie geschrieben hat über diese Zeit." (bth)

Der Film "Kästner und der kleine Dienstag" läuft am heutigen Donnerstag, 21. Dezember, um 20:15 in der ARD.

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