Flops im Berlinale-Wettbewerb

"Man möchte nur schreiend weglaufen"

Szene aus dem Berlinale-Film "Bamui haebyun-eoseo honja"
Szene aus dem Berlinale-Film "Bamui haebyun-eoseo honja" © Kim Jinyoung © 2017 Jeonwonsa Film Co.
Peter Claus im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 17.02.2017
Kurz vor Ende des Berlinale-Wettbewerbs sind zwei Filme aus Südkorea und Brasilien gelaufen, die unser Filmkritiker Peter Claus zu den Flops des Festivals zählt. Festivalchef Dieter Kosslick habe für seine Filmauswahl die goldene Zitrone verdient.
Die Berlinale biegt in ihre letzte Runde ein. Die Wettbewerbsbeiträge aus Südkorea und Brasilien dürften aber - wenn es nach Filmkritiker Peter Claus geht - bei der Verleihung der Bären am Samstag leer ausgehen.
In "Bamui haebyun-eoseo honja" ("On the Beach at Night Alone") von Hong Sangsoo geht es um eine Schauspielerin, die nach einer Affäre mit einem verheirateten Mann nach Hamburg reist. Die Frau denkt über die Liebe nach, zurück in Südkorea philosophiert sie mit ihren Freunden darüber und zieht sich am Ende doch in die Einsamkeit der Natur zurück.
"Der Film gehört in die Rubrik 'schnell vergessen'", sagt unser Filmkritiker Peter Claus. Die Handlung sei selbstreferentiell und öde.

"Bamui haebyun-eoseo honja"
Republik Korea 2017
Koreanisch, Englisch
101 Min

Etwas ambitionierter sei die Handlung von "Joaquim". Der Film des Regisseurs Marcelo Gomes skizziert das Leben des brasilianischen Nationalhelden Joaquim José da Silva Xavier alias Tiradentes. Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert, zu der Zeit, als Brasilien eine portugiesische Kolonie war. Der Leutnant Joaquim jagt Goldschmuggler und wartet vergeblich auf seine Belohnung, von der er seine Geliebte - eine schwarze Sklavin - freikaufen will.
Leider verschenke der Regisseur die spannende Geschichte und gebe sich der Folkloristik hin, sagt Peter Claus. "Dieser Joaquim wird uns nicht wirklich als Persönlichkeit nahe gebracht." Der Film sei "großes Kostümkino und großer Kitsch".

"Joaquim"
Brasilien / Portugal 2017
Portugiesisch
97 Min

Für die beiden jüngsten Filme gelte: "Man möchte nur schreiend weglaufen."
Die Werke würden keine Gesellschaftsbilder zeichnen, die Charaktere keine Spannung entwickeln. Claus sei "richtig sauer", dass überragende Filme wie die Literaturverfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts" von Matti Geschonneck nicht im Wettbewerb vertreten seien, sondern in der Panorama-Sektion.
"Da gebührt Dieter Kosslick, dem Festivalchef, so etwas wie die goldene Zitrone für seine wirklich nicht gelungene Auswahl. Dass dieser Film nicht im Wettbewerb gelaufen ist, ist einfach vollkommen unverständlich."