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Hapag Lloyd
Optimistisch trotz tiefroter Zahlen

Das Traditionsunternehmen Hapag Lloyd machte im vergangenen Jahr einen Verlust von 604 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl stieg um 4.000 auf 11.000 Beschäftigte. Wachsen ist das Motto: Fünf neue Containerschiffe sollen in den nächsten Monaten bestellt werden. Denn die Zukunft soll besser werden.

Von Axel Schröder | 27.03.2015
    So prächtig wie der Firmensitz von Hapag-Lloyd an der Hamburger Binnenalster sind die Unternehmenszahlen wieder einmal nicht. Zwar konnte das Transportvolumen um 7,5 Prozent auf 5,9 Millionen verschiffte Container erhöht werden. Unterm Strich machte das Traditionsunternehmen aber im letzten Jahr einen Verlust von 604 Millionen Euro. Von den Ende letzten Jahres gesunkenen Treibstoffpreisen konnte Hapag-Lloyd noch nicht profitieren. Doch trotz der tiefroten Zahlen zeigt sich Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen überzeugt, dass das Unternehmen fit für die Zukunft ist:
    "Durch den Zusammenschluss mit CSAV haben wir sicher ein viel, viel bessere Basis jetzt für die Zukunft. Von daher würde ich trotzdem sagen, wenn wir über 2014 reden, ist 2014 wahrscheinlich ein gutes Jahr für Hapag-Lloyd gewesen. Trotz des sehr enttäuschenden Ergebnisses."
    Man ist im Zeitplan
    Das sei, so Habben Jansen durch immer noch niedrige Frachtraten und durch die zusätzlichen Kosten der im letzten Jahr beschlossenen Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV entstanden. Hapag-Lloyd stieg durch den Zusammenschluss zum viertgrößten Player der Branche auf. Die Verzahnung beider Unternehmen solle Einsparungen von rund 300 Millionen Euro ermöglichen und ist, so Habben, im Zeitplan:
    "Am 2. Dezember hat das Closing stattgefunden, am 4. Dezember haben wir das Management bekannt gegeben. Ende Februar waren über 90 Prozent der Stellen schon besetzt. Und wir sind im Moment auch schon dabei, die Dienste von den CSAV-Systemen in die Hapag-Lloyd-Systeme zu bringen."
    Durch den Zusammenschluss wuchs die Mitarbeiterzahl um 4.000 auf heute 11.000 Beschäftigte. - Wachsen soll auch die Flotte der Firma: Fünf neue Containerschiffe sollen in den nächsten Monaten bestellt werden. Dann verfügt Hapag-Lloyd über knapp 200 Frachter, die vor allem zwischen Europa und Amerika im Einsatz sind. Mit dem lange schon geplanten Börsengang der Reederei rechnet Habben Jansen frühestens im kommenden Jahr. Zuallererst müsste das Unternehmen sein Ergebnis verbessern.
    Hamburg stockte die Anteile auf
    Besonders aufmerksam verfolgt auch der Hamburger Senat die Geschäfte des Traditionsunternehmens. Seit 2008, seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise stieg die Stadt bei Hapag-Lloyd ein, um den Wirtschaftsstandort zu sichern. 2012 stockte die Stadt ihre Anteile nochmals auf und hält heute 23,2 Prozent am Unternehmen. Eine falsche Strategie, findet Michael Kruse, FDP-Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft:
    "Wir kritisieren insbesondere, dass der SPD-Senat insbesondere durch die Kapitalerhöhung eigentlich jede kurzfristige Ausstiegsmöglichkeit genommen hat. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund bedauerlich, dass wir insgesamt schon über 170 Millionen Euro an Finanzierungskosten aufgebracht haben und auch das neuerliche Ergebnis dazu führt, dass wir weitere Verluste vermutlich zu tragen haben werden."
    Die für die Beteiligung zuständige Finanzbehörde weist die Kritik zurück. Das Engagement sei notwendig, heißt es auf Nachfrage, um die Führung des Unternehmens an seinem Standort an der Binnenalster zu sichern und die maritime Wirtschaft in Hamburg zu stärken. Über eine schrittweise Veräußerung der städtischen Anteile würde erst nach einem Börsengang entschieden. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, der beim Einstieg der Stadt ins Unternehmen verkündete: "I want my money back!", wird sich noch gedulden müssen.