Flamenco

Tröstlicher Abschied

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Paco de Lucias neues Album "Canción Andaluza" © Universal Music
Von Jutta Petermann  · 19.05.2014
Es ist das Vermächtnis eines Gitarrengenies: Nach seinem unerwarteten Tod Ende Februar dieses Jahres sind nun die letzten Aufnahmen von Paco de Lucía als Album erschienen. Es trägt den Titel "Cancíon Andaluza".
Dass es ein Schlusspunkt werden würde, hatte er bei den Aufnahmen sicher selbst nicht gedacht. Und dass er sterben würde, bevor das Album veröffentlicht wird, auch nicht. Aber es war geplant als das Sich-Schließen-eines-Kreises, denn de Lucía wendet sich darauf der andalusischen Folklore zu, wie schon ganz zu Beginn seiner sagenhaften Karriere.
Acht Coplas, zu Liedern gewordene Gedichte, hat er für dieses Album aufgenommen und dürfte damit diejenigen besänftigt haben, die es ihm übel nahmen, dass er in den letzten Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach Mexiko verlegt hatte, wo er im Februar überraschend an einem Herzinfarkt starb. Mit "Cancíon Andaluza" zeigt er absolutes andalusisches Traditionsbewusstsein und Heimatliebe. Schon einmal hatte er die Coplas vertont - Ende der 60er Jahre mit seinem älteren Bruder, dem wohl wichtigsten Gitarrenlehrer Ramon de Algeciras.
In dieser Musik ist sein eigener Werdegang als Künstler in Kurzform nachzuhören. Er habe solche Coplas als Kind im Radio gehört. Sie seien ihm eine enorme Inspirationsquelle gewesen, um seine Musik zu entwickeln und um als Flamenco-Künstler zu wachsen, wie er einmal in einem TV Interview erzählte.
Von lieblich-melodiös bis temperamentvoll reicht das Repertoire, das de Lucía hier ausgewählt hat. Der folkloristische Charakter bekommt aber meist gegen Ende immer noch stark rhythmische und mitreißende Flamencoaspekte. Und kleine Ausflüge in karibische und lateinamerikanische Atmosphären leistet sich de Lucía in dieser Hommage an die andalusische Musik auch.
Poetische, vibrierende, schwirrende, flirrende und feurige Klänge - Cancíon Andaluza zeigt, dass ganze de Lucía Klanguniversum und das Hören schmerzt, weiß man doch, dass es ein letztes Mal ist. Aber tröstlich ist dann doch wieder, dass sich de Lucía kaum schöner hätte verabschieden können.
Label: Universal
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