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Fußball-Bundesliga
Ist RB Leipzig der neue Bayern-Schreck?

Auch nach dem achten Spieltag bleibt Neuling RB Leipzig unbezwungen und ist Tabellen-Zweiter der Fußball-Bundesliga. Bisher können die Sachsen jedem Gegner Paroli bieten. Bayern München könnte dies demnächst zu spüren bekommen.

Philipp May im Gespräch mit Tobias Armbrüster | 24.10.2016
    Sie sehen die Spieler von RB Leipzig. Sie liegen sich in den Armen.
    Die Spieler von RB Leipzig freuen sich über ein Tor. (picture-alliance / dpa / Jan Woitas)
    Tobias Armbrüster: Wächst da dem FC Bayern München ein neuer, ernst zu nehmender Rivale heran? Der Aufsteiger aus Leipzig ist neben den Münchenern als einziges Team noch ungeschlagen – und liegt zwei Punkte hinter den Bayern auf Platz zwei. Philipp May aus der Sportredaktion, warum ist der Aufsteiger so gut?
    Philipp May: Sieht eigentlich nur auf den ersten Blick so aus, so überraschend ist das gar nicht. RB Leipzig ist ja gar nicht so ein klassischer Aufsteiger. Was die Ressourcen angeht, ist der Club dank Investor Red Bull, wofür das Kürzel ja eigentlich stehen soll, ganz weit vorne. Und das Projekt Durchmarsch in Liga eins zieht man in der österreichischen Konzernzentrale seit einigen Jahren schon ziemlich generalstabsmäßig durch. Spätestens mit der Verpflichtung von Ralf Rangnick als Sportdirektor. Er hat für eine einheitliche, klare Spielphilosophie, schnelles, laufintensives, direktes Konterspiel gesorgt. Es werden hohe Summen in die Ausbildung und Abwerbung junger Talente von anderen Clubs investiert, die diese Philosophie verinnerlichen. Und so ist da über die Jahre was sehr gut Funktionierendes zusammengewachsen.
    Und dass das jetzt in der 1. Liga fast besser funktioniert, als in Liga zwei, sieht man häufiger mal bei betont starken Mannschaften, die hochkommen. Das höhere spielerische Niveau kommt dem Spiel solcher Teams dann oft eher zugute, als in der sogenannten "Klopper-Liga 2".
    Armbrüster: Müssen sich die Bayern also ernsthaft Sorgen machen?
    "Ein ernst zu nehmender Player im Internationalen Fußball"
    May: Was den Kampf um die Meisterschaft angeht, denke ich: eher langfristig als schon in diesem Jahr. Da spielt jetzt natürlich auch noch die Euphorie im Umfeld eine große Rolle, die lässt sich meist nicht ewig konservieren. Vor einigen Jahren war es ja in Hoffenheim - auch unter Rangnick- ganz ähnlich. Die waren ja sogar Herbstmeister, also zum Ende der Hinrunde auf platz eins, aber dann ging es nach der Winterpause doch noch nach unten. Trainer Ralph Hasenhüttl wurde nach dem Spiel natürlich auch gefragt nach der Rolle als Bayern-Jäger. Er sieht es ganz realistisch, finde ich:
    "Spiel mit dem Ball, da wollen wir uns noch viel Lösungen schaffen und da wollen wir uns weiterentwickeln. Da haben wir noch viel Luft nach oben. Wir waren auch heute in gewissen Situationen nicht cool genug. Wir haben noch viel zu tun und wir haben eine junge Truppe. Wir schätzen den Moment auch, nicht glauben, dass wir uns nicht freuen, dass wir so weit vorne sind, das tun wir absolut aber das darf uns bis Mittwochfrüh wieder interessieren und danach geht es wieder volle Konzentration weiter, weil wir schon wissen, wie eng das alles ist."
    Aber über die Jahre glaube ich schon, dass da ein ernst zu nehmender Player im Internationalen Fußball heranwächst. Das ist das Ziel von Red-Bull-Chef Mateschitz und vorher wird er nicht aufhören zu investieren. In der Formel 1 haben wir es ja auch schon gesehen.
    "Man wird sich an RB Leipzig gewöhnen"
    Armbrüster: Was glauben Sie denn, ist RB Leipzig in zwei Jahren akzeptiert bei den deutschen Fußballfans oder bleibt der Vorwurf bestehen: Leipzig macht den Fußball kaputt?
    May: Ich glaube, das ist ein gewisser Abstumpfungseffekt. Man wird sich an RB Leipzig gewöhnen, man wird sich an sie gewöhnen müssen. Klar, das ist ein total durchkommerzialisierter Verein. Aber was sind denn der FC Bayern München oder der BVB, das sind auch alles ausgelagerte AGs – also kein Unterschied im Endeffekt.