"Finger Heart Festival" in Mannheim

Die Drillindustrie des K-Pop

05:49 Minuten
Die K-Pop Band MONSTA X tritt in Las Vegas auf.
Monsta X ist eine der K-Pop Bands, die zum "Finger Heart Festival" nach Mannheim kommen. © James Atoa / UPI / newscom / picture-alliance
Marcus Kleiner im Gespräch mit Ute Welty  · 28.09.2019
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Es sei der Mix aus westlichen Stilelementen und asiatischer Exotik, mit dem die Popmusik aus Südkorea ihre Fans begeistert, sagt der Kommunikationswissenschaftler Marcus Kleiner. Diesen K-Pop feiert nun in Mannheim das "Finger Heart Festival".
Das Mannheimer "Finger Heart Festival" steht am Wochenende ganz im Zeichen des K-Pop-Fiebers. Die südkoreanische Bands Monsta X, Cosmic Girls und Kard kommen nach Deutschland, wo sie viele Fans haben.

Erfolgreicher Hype

"Diese K-Pop-Bands sind nach westlichen Girl- und Boybands gecastet und zusammengestellt", sagt der Berliner Kommunikationswissenschaftler Marcus Kleiner über deren Erfolg. "Sie bringen diesen Hype, den wir in den 90er Jahren glücklicherweise überwunden haben, wieder zurück." Die K-Pop-Bands vermittelten einen exotischen Flavour, als lerne man etwas über Südkorea. Dabei sei die Musik total vertraut, mit ihrem Mix aus ein bisschen Elektropop, Eurodance, Jazz, Hip-Hop und Reggae. "Also Stile, die wir kennen. Aber wir verstehen nicht, worüber gesungen wird." Es sei eine Massenware, bei der es völlig ausreiche, diese jungen Musiker tanzend, singend und in tollen Kostümen zu erleben.
Die südkoreanische Sängerin Joy Joy ist Mitglied der K-Pop Band "Red Velvet".
Die südkoreanische Sängerin Joy Joy ist Mitglied der K-Pop Band "Red Velvet".© YNA/picture-alliance
Zu der dunklen Seite des K-Pop gehöre allerdings auch, dass die Agenturen ihre Musikerinnen dazu zwängen, ihr Gewicht bei etwa 50 Kilo zu halten. Sie müssten sich außerdem Schönheitsoperationen unterziehen und jeden Tag hart trainieren. "Sie wohnen in von Agenturen angemieteten Wohnungen", sagt Kleiner. Teilweise lebten die Manager sogar mit im Zimmer. Das geschehe, weil nicht gewünscht sei, dass die Musiker und Musikerinnen Sex haben oder einen Partner. "Das ist auch eine große Drillindustrie." Eine Kernidee des K-Pops sei es, dass Erfolg eben auch strenge Disziplin benötige. "Das hat fast etwas militärisches", sagte Kleiner.

Wenig Einfluss auf die Popmusik

Für Südkorea sei K-Pop inzwischen ein großer Exportschlager. Asiatische Popkultur etabliere sich in Deutschland sonst nur in gewissen Nischen. K-Pop und Manga seien aber inzwischen ein Mainstream-Phänomen, so der Kommunikationswissenschaftler. Trotz dieser Erfolge gelinge es dieser Musik aber nicht, auf die westliche Popmusik Einfluss zu nehmen oder sie zu verändern. "Da ist der Einfluss der Weltmusik viel größer auf die westliche Popmusik als der Einfluss des K-Pop", sagte Kleiner. Das hänge auch mit dem Alter der Fans zusammen. Wenn sie älter würden, sei für sie diese Phase bald wieder erledigt. "Das ist keine Musik, die man ein Leben lang - wie etwa Bob Dylan oder so - mit sich rumträgt."
(gem)
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