Finanzhilfe für Lufthansa

"Der Staat braucht einen großen Plan"

08:03 Minuten
02.06.2020, Brandenburg, Potsdam: Die Schienen der S-Bahn (l) und der Regionalbahn führen in einen Tunnel zum unterírdischen Bahnhof des Hauptstadtflughafens. Im Hintergrund stehen abseits des Rollfeldes Flugzeuge der Fluggesellschaft Lufthansa. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB | Verwendung weltweit
Schiene versus Flugverkehr? Mathias Greffrath hält es für besser, die umweltfreundlichere Bahn bei Investitionen zu unterstützen. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Soeren Stache
Mathias Greffrath im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 12.06.2020
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Bundesmittel für die Lufthansa, um die Kranich-Linie wieder auf Kurs zu bringen? Gebt das Geld statt dessen lieber der umweltfreundlicheren Bahn und den Kommunen für die Entwicklung neuer Verkehrskonzepte, sagt der Journalist Mathias Greffrath.
Die Lufthansa verhandelt mit der Bundesregierung über eine staatliche Hilfe in Milliardenhöhe, um die Coronakrise zu überstehen. Zu Recht? Oder sollte aus Deutscher Bahn und Lufthansa gleich ein neuer, staatlich gelenkter Mobilitätskonzern werden, der den Verkehr bündelt? Diese Idee kommt aus dem Lager der Linken.

Treibstoffe, die es noch nicht gibt

Der Journalist Mathias Greffrath hält von beidem nicht viel. Gefördert werden sollte aus seiner Sicht vor allem der Ausstieg aus dem Flugverkehr und die Entwicklung eines CO2-reduzierenden Mobilitätskonzepts: mehr Bahnverkehr, weniger Linienflüge. Deshalb: "Man sollte der Bahn in dieser Situation deutlich mehr Geld geben, sodass sie investieren und Arbeitsplätze schaffen können."
Dem Argument von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), dass mögliche Staatsmittel für Lufthansa von Politikseite an die Nutzung umweltfreundlicher Treibstoffe gekoppelt seien, entgegnet Greffrath: "Das ist ein beliebter Politikertrick: auf eine Zukunftstechnologie zu setzen, die noch gar nicht da ist." Tatsächlich werde es vermutlich noch zehn oder 15 Jahre dauern, bis das in Aussicht gestellte künstliche Kerosin tatsächlich einsetzbar sei.

Mehr Geld für die Kommunen

Ein gemeinsamer Mobilitätskonzern wiederum sei schon allein deshalb keine gute Lösung, weil er vermutlich eine ausufernde Bürokratie zur Folge hätte.
Porträt von Mathias Greffrath.
Ein große Mobilitätskonzert aus Lufthansa und Bahn? Keine gute Idee, findet Mathias Greffrath.© Laif / Polaris / Hermann Bredehorst
Vor allem aber brauche der Staat einen übergeordneten großen Plan für den Verkehr der Zukunft, zu dem neben einem Ausbau des Bahnverkehrs auch ein Ausbau der Radwege gehöre. Dafür müsse den Kommunen mehr Geld gegeben werden, um umweltfreundliche Konzepte zu verwirklichen.
(mkn)

Der Journalist und Autor Mathias Greffrath leitete Anfang der 1990er Jahre die Wochenzeitung "Wochenpost" in Berlin. Seither schreibt Greffrath als freier Journalist unter anderem für "Die Zeit", "Süddeutsche Zeitung" oder die deutsche Ausgabe von "Le monde diplomatique". Greffrath ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und des PEN-Zentrums Deutschland.

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