Finanzbeamte in Griechenland

Ohne jeden politischen Rückhalt

Ein Stempel steht auf einer Steuerakte.
Was Griechenland braucht, ist eine funktionierende Steuerverwaltung: Akten, Stempel und Beamte, die bei ihrer Arbeit nicht behindert werden © imago/fossiphoto
Thomas Eigenthaler im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 20.07.2015
Thomas Eigenthaler, der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, rechnet damit, dass Griechenland rund zehn Jahre für den Aufbau einer funktionierenden Steuerverwaltung braucht – vorausgesetzt, es wird morgen damit begonnen.
Um Steuern einzunehmen, brauche man nicht nur die entsprechenden Gesetze, sondern auch eine effektive Verwaltung, sagte Eigenthaler im Deutschlandradio Kultur. Daran fehle es aber in Griechenland "in einem ungewöhnlich hohen Ausmaß".
Es gebe in Griechenland viel Steuerhinterziehung und Privilegien, sagte Eigenthaler. Was aber einen gestandenen Finanzbeamten am meisten ärgere, sei, dass nicht einmal festgesetzte Steuern eingetrieben würden. Derzeit würden offenbar 80 Milliarden Euro nicht vollstreckt, obwohl die Bescheide rausgegangen seien.
In den Stuben der griechischen Finanzbeamten mangelt es an allem
"Griechische Steuerbeamte brauchen Internet, E-Mail-Anschluss, Computer und eine Betriebsprüfungssoftware", so Eigenthaler. Es mangele derzeit an allem. Griechische Finanzbeamte berichteten zudem, dass ihnen über Jahre jeder politischer Rückhalt gefehlt habe: "Mir wird immer wieder geschildert, dass man gerne möchte, aber man wird nicht gelassen."
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