"Liberace – Look me over" im Kino

Die pompöse Maske des Piano-Entertainers

09:00 Minuten
Der amerikanische Pianist und Entertainer Liberace 1973
Der amerikanische Pianist und Entertainer Liberace (1919–1987) ist eine schwule Ikone. © picture alliance / Photoshop
Jan Künemund im Gespräch mit Ramona Westhof · 04.08.2021
Audio herunterladen
Der Pianist Liberace war schon mehrfach ein Filmheld. Der neue Dokumentarfilm „Liberace – Look me over“ erzählt jedoch nicht einfach seine Karriere nach. Stattdessen bietet er eine glitzernde Oberfläche und viel Gossip.
Dass Liberace zu schwul fürs Kino sei, hat Steven Soderbergh gesagt – angesichts der Tatsache, dass sein Film über den italienisch-polnischen Pianisten-Entertainer in den USA (anders als in Deutschland) nur ins TV, aber nicht in die Kinos kam.
Liberace war eine Kunstfigur in Über-Kitsch, die es so nur in Amerika geben konnte. Seine Persona und Inszenierung dienten auch als Maske für seine schwule Identität. Nun kommt der Dokumentarfilm "Liberace – Look me over" in die deutschen Kinos.

Leerstelle im Film

"Liberace ist, so verrückt das erst mal klingt, fast so ein bisschen wie die Leerstelle in dem Film", sagt der Filmwissenschaftler Jan Künemund, "es wird viel über ihn erzählt, er erscheint als ein Diamant, der an allen Ecken und Enden funkelt. Aber er ist jemand, der das Licht und die Blicke, die auf ihn fallen, zurück spiegelt und projiziert."
Der Film sei ein Kaleidoskop von Aussagen über Liberace von vielen Talking Heads, von denen man zunächst denke, sie erzählten seine Karriere. "Aber dann kommt man darauf, dass wir es mit einer Art von Gossip-Kaleidoskop zu tun haben, mit Klatschgeschichten", die alle super seien.

Kein Erklärfilm

Die Zuschauer würden eigentlich nicht hinter die Maske von Liberace schauen: "Wir erleben nicht den wahren Liberace, das ist alles nicht das, was dieser Film will, das hat er auch nicht recherchiert, sondern wir sehen, wie sich unterschiedliche, sehr interessante und gar nicht so bekannte Menschen über diese Persona verständigen."
Der Film gehe sehr selbstbewusst mit einer oberflächlichen Ästhetik um, sagt Künemund. Das gehe oft nicht in die Tiefe, es sei eine glitzernde Oberfläche. Das werde aber Liberace durchaus gerecht, der selbst auf maximale Sichtbarkeit gesetzt habe mit einem sehr flamboyanten Männlichkeitsentwurf.
"Liberace" sei kein Erklärfilm, es gebe keine ordnende Stimme und keinen hierarchischen Diskurs, nur eine Ansammlung von Aussagen: "Da kann man sich sehr voyeuristisch eine aussuchen, die einem am meisten Spaß macht."
(cre)
Mehr zum Thema