Filmkritiker über "Inspector Columbo"

"Der Reiz der Serie liegt auch in der Formelhaftigkeit"

09:53 Minuten
Schauspieler Peter Falk trägt als Inspector Columbo einen der für die Rolle typischen Trenchcoats. Er steht draußen im Dunkeln.
Inspector Columbo tappt in "Niemand stirbt zweimal" noch im Dunkeln. Am Ende überführt der ermittelnde Working-Class-Hero aber doch den den Mörder, meist einen Snob aus dem Establishment. Dieser Plot hat System, sagt Filmkritiker Patrick Lohmeier. © picture alliance / United Archives/IFTN
Patrick Lohmeier im Gespräch mit Massimo Maio · 08.02.2021
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Patrick Lohmeier schreibt in seinem Buch "Columbo, Columbo" über jede der 69 Folgen von Inspector Columbo. Ihn mache die Serie mit Peter Falk in der Titelrolle immer noch glücklich. "Man kehrt immer wieder an einen fiktiven Ort zurück, an dem man sich wohlfühlt."
Unrasiert, zerstrubbeltes Haar, zerknitterter Mantel und dann dieser schelmische Silberblick: "Columbo" ist eine Fernsehlegende. Schauspieler Peter Falk spielte seit 1968 und bis 2003 den Inspektor, insgesamt gibt es 69 Episoden mit TV-Ermittler, der immer ein bisschen neben der Spur und oft sogar ziemlich orientierungslos wirkte, am Ende den Fall dann aber doch immer wieder löst. Patrick Lohmeier hat nun das Buch "Columbo, Columbo" über das Ermittler-Original geschrieben; die Finanzierung des Buches lief über ein Crowdfunding.

"Columbo macht immer noch glücklich"

Filmkritiker Lohmeier, Jahrgang 1979, sagt, "Columbo" sei eine Serie, die er immer wieder geschaut hat. Anders als 99 Prozent der Filme und Serien, die er in seiner Jugend angesehen habe, mache ihn "Columbo" immer noch glücklich: "Man kehrt im Grunde immer wieder an einen fiktiven Ort zurück, an dem man sich wohlfühlt", sagt Lohmeier.
Der Reiz der Serie sei auch ihre Formelhaftigkeit: "Man ist extrem schnell vertraut mit dem Ermittler, das Handlungskonstrukt ist immer ähnlich." Und auch die Figurenkonstellation sei fast immer gleich. Hier der schluffige Inspektor, der Ermittler, immer so ein bisschen neben der Spur, unbeholfen, tölpelhaft wirkend: "Der Working-Class-Hero, auf dessen Seite wir uns als Zuschauer schlagen und ihm gegenüber natürlich der Bösewicht, der Mörder oder die Mörderin, meistens eitle Snobs aus dem Establishment."
Spannend sei, wie das umgesetzt werde, wie die Autoren damit spielen - diese Form des invertierten Krimis. "Wir wissen im Grunde ab der allerersten Minute, was eigentlich Sache ist, wer den Mord wie begangene hat - und der Rest ist Psychologie." Diese Formelhaftigkeit macht den Einstieg extrem leicht. "Man kann im Grunde mit Episode 1 oder Episode 43 starten, und es ist immer sehr, sehr leicht, einen Zugang zu finden." Es werde auch keine Minute verschwendet: "Die Erzählung ist sehr verdichtet und unmittelbar befriedigend."

Qualität lässt etwas nach

Bei aller Begeisterung räumt Lohmeier ein, die Serie lasse qualitativ nach. Die 70er-Jahre-Episoden seien hervorragend, die Fernsehfilme ab 1989 hätten ein bisschen nachgelassen. Highlight-Episoden seien die erste reguläre "Columbo"-Folge "Tödliche Trennung", die Steven Spielberg inszeniert habe, nach einem Buch von Steven Bochco, der später "NYPD Blue" geschrieben habe. Seine persönliche Lieblingsepisode, sagt Lohmeier, sei "Wein ist dicker als Blut" mit Donald Pleasence, beide aus den frühen 70er Jahren.
(mfu)

Patrick Lohmeier: "Columbo, Columbo - das Buch zur Fernsehreihe mit Peter Falk"
370 Seiten, 21,99 Euro (Print) bzw. 11,99 Euro (E-Book)

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