Filme der Woche

"Ich bin dann mal weg" und "Mr. Holmes"

Der Schauspieler Devid Striesow bei den Dreharbeiten zum Kinofilm "Ich bin dann mal weg" in Berlin-Spandau
Der Schauspieler Devid Striesow bei den Dreharbeiten zum Kinofilm "Ich bin dann mal weg" in Berlin-Spandau © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Hannelore Heider · 23.12.2015
In den Neustarts "Ich bin dann mal weg" und "Mr. Holmes" überzeugen allen voran die Schauspieler. Devid Striesow mimt den Hape Kerkeling perfekt, und Ian McKellen brilliert in der Rolle des gealterten Detektivs Sherlock Holmes.
Vier Millionen Leser verfolgten bisher Hape Kerkelings Reise-und Selbstfindungsbericht "Ich bin dann mal weg". Der Ton, den Hape Kerkeling in seinem Tagebuch, das zum Buch werden sollte, anschlug, hat so viele Menschen im Herzen berührt, dass eine Verfilmung kein kleines Risiko war.
Gleich drei Autoren, darunter Sandra Nettelbeck, schrieben das Drehbuch und hatten zum Glück nicht den Ehrgeiz, ihre "eigene" Version von Hape Kerkelings Geschichte zu erzählen. Sie hielten sich eng an seine Vorlage und berichten chronologisch von Kerkelings Zusammenbruch auf offener Bühne, dem ärztlichen Rat, mal richtig Pause zu machen, und dem Ringen Kerkelings um den Entschluss, den fast 800 km langen Jacobsweg als Pilger zu Fuß zu bezwingen.
Als er das seiner Agentin mitteilt, fängt das Abenteuer an, das jetzt der Held des Filmes (Devid Striesow) mit Bleistift in seinem Notizbuch festschreibt. Dazu gibt es einen Autokommentar aus dem Off mit den köstlichen Tageserkenntnissen sowie Rückblenden in die Kindheit des Helden.
Es ist klar, dass das Gelingen der Verfilmung entscheidend von der Besetzung der Hauptrolle abhing. Dass Devid Striesow nicht nur eine zumindest gewisse äußere Ähnlichkeit mitbrachte, sondern ganz offensichtlich auch einen ähnlichen Humor, ist ein Glücksfall. Wir glauben ihm den Kerkeling, seine selbstironischen Kommentare, seine so subtil zwischen Ernsthaftigkeit und vorsichtiger Distanz zu den großen Themen Gott und Menschheit pendelnden Überlegungen.
Von der ersten Seite seines Buches an lud Kerkeling zur Identifikation ein und genau das gelingt auch dem Film. Er ist von der offenherzigen Neugier des Helden erfüllt und die wenigen wichtigen Figuren an der Seite des Wanderers spielen ihre Rollen perfekt, vor allem wieder einmal Martina Gedeck als erfahrene Pilgerin aus Amsterdam, die Kerkeling eine reife Gefährtin wird, aber auch Caroline Schuch als gewitzt-coole britische Reporterin und Katharina Thalbach als Kerkelings couragierte Großmutter. Landschaften gibt es in diesem Film soweit das Auge reicht, doch sie sind mitnichten immer prunkvoll, sondern auch ganz gewöhnlich staubig und vor allem sind sie wirklich nur, wie auch die sparsame Musik, der Rahmen für das auch mit vergnüglichen Situationskomik erzählte Geschehen.
"Ich bin dann mal weg", D 2015, 92 Minuten
Regie: Julia von Heinz
Darsteller: Devid Striesow, Martina Gedeck, Caroline Schuch, Katharina Thalbach
Die Autorenschaft dieses zweiten, sehr schönen Schauspielerfilms als Angebot für die Festtage ist etwas kompliziert, macht aber neben der grandiosen Besetzung auch den Reiz des Filmes aus. Es gibt ein Drehbuch (Jeffrey Hatcher), die Romanvorlage von Mitch Cullin und schließlich Arthur Conan Doyle als Autor der Geschichten von Sherlock Holmes, die im Film noch einmal zumindest in Teilen erzählt werden. Denn die Story beruht auf komplexen Fällen des berühmten Detektivs, die ihn auch nach vielen Jahren immer noch beschäftigen.
Man schreibt das Jahr 1947, Holmes ist inzwischen 93 Jahre alt und längst im Ruhestand. Den verlebt er in seinem malerischen Landhaus in Sussex, das von der rührigen Witwe Mrs. Munro bewirtschaftet wird und in das ihr aufgeweckter achtjähriger Sohn Roger (Milo Parker) Leben bringt. Holmes ist hinfällig und sicher auch dement, seine einzige Leidenschaft ist die Bienenzucht, für die er auch den Jungen interessieren kann. Holmes ärgert sich über die Legende, die mit falschen Zutaten längst von ihm gestrickt wurde. Es sind vor allem zwei Fälle, einer davon spielt in Japan, deren Lösung er noch einmal in Angriff nimmt.
Aber das eigentliche Interesse des Zuschauers liegt auf dem sehr komplexen, so selbstironischem wie dramatischen Beziehungsgeflecht der drei Menschen. Natürlich ist Ian McKellen der Star und es ist wunderbar, ihn in dieser Rolle zu sehen. Auch für Laura Linney gab es schon lange keine solche Herausforderung mehr und der Darsteller des jungen Roger wird seiner wichtigen Aufgabe in dieser Erzählung mehr als gerecht. Der Film ist eine Hommage an einen der ganz Großen des Kinos und ein besinnliches Erlebnis für erwachsene Zuschauer.

"Mr. Holmes", USA/GB 2015, 104 Minuten
Regie: Bill Condon
Darsteller: Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker

Programmtipp: Hören Sie auch das Gespräch mit Schauspieler Devid Striesow über seine Kinorolle in "Ich bin dann mal weg" in der Sendung "Studio 9" ab 6 Uhr 50.

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