Film "Imperium" als DVD

Daniel Radcliffe bespitzelt die militante Rechte

Der britische Schauspieler Daniel Radcliffe bei der Präsentation des Films "Imperium" auf dem Züricher Filmfestival 12th Zurich Film Festival 2016
Der britische Schauspieler Daniel Radcliffe bei der Präsentation des Films "Imperium" auf dem Züricher Filmfestival 12th Zurich Film Festival 2016 © picture alliance / dpa / KEYSTONE / Manuel Lopez
Matthias Dell im Gespräch mit Christine Watty · 03.01.2017
Der Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe spielt in dem US-Thriller "Imperium" einen Agenten in der Neonazi-Szene. Der Film ist nun auf DVD erschienen. Er vermittelt die Geschichte des Rechtsterrorismus in den USA und hat Bezüge zu Deutschland. Radcliffe wirkt jedoch etwas deplatziert.
Bei Daniel Radcliffe wird man vermutlich auch in vielen Jahren noch an "Harry Potter" denken. Dabei taucht der Schauspieler seit dem Ende der Kinderbuchverfilmungen 2011 vor allem in kleinen Produktionen auf; wie dem amerikanischen Thriller "Imperium", der nur in den USA in den Kinos lief – hierzulande ist der Film kürzlich auf DVD erschienen. Radcliffe spielt darin einen FBI-Agenten, der sich undercover bei Neonazis einschleust, um einen Sprengstoffanschlag zu verhindern.
Auf dem DVD-Cover ist Radcliffe mit kurzgeschorenem Haar und olivgrüner Bomberjacke zu sehen. Das ist zwar das Klischee vom rechtsradikalen Skinhead, das es auch in jedem deutschen Film zu diesem Thema gibt. Daneben bemüht sich der Film aber, die Szene differenzierter zu beschreiben. So gibt es etwa einen Radiomoderator, der zynisch Geld verdient mit dem Hass; es gibt die Militaristen, die im Wald Übungen machen, und es gibt bürgerliche Nazi-Figuren, die Brahms lieben.

"Turner-Tagebücher" als Verbindung zu Deutschland

Sehr interessant ist, dass die Filmhandlung in den Kontext der Neonazi-Geschichte in den USA gesetzt wird. Als Radcliffe von seiner Chefin als Agent gewonnen wird, erzählt sie ihm sozusagen eine komprimierte Geschichte des Rechtsterrorismus in den Vereinigten Staaten. Die beginnt mit dem Golfkriegsveteran Timothy McVeigh, der 1997 einen Sprengstoffanschlag auf ein Bundesgebäude in Oklahoma City verübte, bei dem 168 Menschen starben. Er sei ein weißer Rechtsextremist gewesen, der einem Plan aus dem Roman "Die Turner-Tagebücher" folgte, erklärt sie Radcliffe. Darin gehe es um den Rassenkrieg und die Eliminierung von Menschen.
Hier wird es auch für Deutschland interessant. Denn dieses Buch - die "Turner-Tagebücher" - kursierte in den 90er-Jahren bei deutschen Neonazis, die NSU-Leute kannten es wohl auch. Es wäre sehr interessant, auch in Deutschland einen solchen Film zu machen, der einen historischen Blick auf den Rechtsextremismus wirft und einen größeren Zusammenhang herstellt.

Radcliffe wirkt zwischen Nazis komisch

Die Besetzung von "Imperium" ist jedoch ein wenig albern. Denn das Kindliche, das Radcliffe auch als 27-Jähriger noch immer ausstrahlt, wirkt zwischen diesen vielen martialischen Gestalten von Nazis und Rassisten, die Schießstände und Trainingscamps betreiben, komisch. Das Kalkül ist wohl, dass er als prominenter Name unter ansonsten wenig bekannten Schauspielern vielleicht doch ein paar Harry-Potter-Fans anzieht, die sich diesen Film anschauen.
Denn ob Thriller-Liebhaber auf ihre Kosten kommen, ist fraglich. Besonders spannend ist der Film nicht. Statt origineller, ausgeklügelter Twists liefert er Standardsituationen für Undercoveragenten-Thriller: Jemand aus dem Vorleben erkennt ihn, er muss Verdacht von sich ablenken. Das interessanteste am Film ist der Blick auf den Rechtsterrorismus.
Mehr zum Thema