Film der Woche: "Monos"

Ein zärtlicher Blick auf brutale Gewalt

05:34 Minuten
Zu sehen sind drei Jugendliche, die ihre Körper wie in Kampfbemalung gefärbt haben.
Aus Kontrolle geraten: Eine Guerillaeinheit von Jugendlichen sieht sich in "Monos" nicht nur von äußeren Feinden bedroht. © Imago / Courtesy Everett Collection
Von Anke Leweke · 04.06.2020
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Auf sich allein gestellt, bewacht eine aus Jugendlichen bestehende Guerillaeinheit im südamerikanischen Dschungel eine Geisel. Wuchtige, stilisierte Bilder zeigen, wie die archaische Natur zum Versuchslabor für körperliche Exzesse aller Art wird.

Worum geht es?

Sie nennen sich Rambo, Bigfoot, Boom Boom oder Perro und gehören der Guerillaeinheit "Monos" an. Die jugendlichen Kämpferinnen und Kämpfer sollen eine US-amerikanische Geisel in einer abgelegenen Bergregion bewachen. Ihre Befehle erhalten sie per Funk.
Manchmal schaut ein kleinwüchsiger, wortkarger Bote vorbei, um sie zu kontrollieren und sie weiter militärisch auszubilden. Der Film ist eine lose Adaption von William Holdings "Herr der Fliegen". Jenseits der Zivilisation inmitten einer wilden Natur werden die Mechanismen offengelegt, die die kleine Gruppe von innen zersetzen.

Was ist das Besondere?

Wuchtige stilisierte Bilder und die bedrohliche Tonspur geben dem Film etwas Zeit- und Ortloses. Letztlich könnte die Monos-Einheit statt mit Maschinengewehren auch nur mit Macheten kämpfen.
Konsequent werden Begründungen und psychologische Motive für das Verhalten der Jugendlichen verweigert. Vielmehr wird die archaische Natur zum Versuchslabor für körperliche Exzesse aller Art. Man schlägt und küsst sich. Man kämpft und feiert gemeinsam. Doch bleibt jede und jeder für sich allein, eine Annäherung scheint in dieser verrohten Umgebung kaum möglich.

Bewertung

Es mag paradox klingen, so martialisch die Jugendlichen ihren Körper als Waffe einsetzen, sich gegenseitig Gewalt antun, zeigt die Kamera doch immer auch die Fragilität und Verletzlichkeit der jungen Körper. Je brutaler das Geschehen wird, desto zärtlicher der Blick der Kamera.
Auch die Natur - die kargen Berge, der dampfende Dschungel und der reißende Fluss - scheint den Figuren feindlich gesinnt. Die jungen Menschen sind Marionetten einer Gewalt, die sich nicht fassen und beschreiben lässt. Sie ist einfach da und bestimmt ihre Handlungen.

Film der Woche: "Monos - Zwischen Himmel und Hölle"
Regie: Alexis Dos Santos und Alejandro Landes
Kolumbien/Argentinien/Niederland/Deutschland 2019
103 Minuten

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