Fifa-Urteil gegen Blatter und Platini

Warum der Weltfußball korrupt bleibt

FIFA-Präsident Joseph Blatter (l) setzt sich neben UEFA-Präsident Michel Platini.
FIFA-Präsident Joseph Blatter (l) setzt sich neben UEFA-Präsident Michel Platini. © picture alliance / dpa-Bildfunk / Marcus Brandt
Von Philipp May · 21.12.2015
Der Fußball-Weltverband hat Fifa-Präsident Sepp Blatter und Uefa-Chef Michel Platini für acht Jahre gesperrt. Unser Kommentator Philipp May begrüßt das Urteil der Fifa-Ethikkommission, warnt aber vor allzu großer Euphorie.
Ein guter Tag für den Weltfußball. Ein Schlag gegen das Krebsgeschwür der Korruption bei der Fifa. Sowohl der suspendierte Fifa-Chef Sepp Blatter als auch der suspendierte Uefa-Chef Michel Platini sind Geschichte. Daran wird auch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof nichts mehr ändern.
Sie können noch so häufig ihre Unschuld beteuern, über vermeintlich voreingenommene Richter jammern, und sich gegenseitig als Ehrenmänner bezeichnen. Es wird ihnen niemand glauben.
Denn eine Zwei-Millionen-Franken-Überweisung von einem zum anderen – ohne plausible Gründe, in der Hochzeit des Wahlkampfs um den Fifa-Thron – ist schlicht unentschuldbar – und zwar unabhängig von der strafrechtlichen Bewertung des Falls.
Doch die Korruption im Weltfußball wie im gesamten Sport ist damit noch lange nicht besiegt. Gerade die letzten Monate haben leider gezeigt, wie der Weltfußball bis heute immer noch tickt: Er wird beherrscht von einem Haufen von Buddies, die den Milliarden-Kuchen unter sich aufteilen, und nur im absoluten Notfall dem anderen ein Auge aushacken.
Devote Funktionärs-Elite in Deutschland
So ist bis heute zum Beispiel auch noch kein ernsthaft kritisches Wort aus Deutschlands Fußball-Funktionärs-Elite zur Causa Platini gekommen. Im Gegenteil: Auf geradezu devote Art und Weise hat sich beispielswiese Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor den – Zitat – "großartigen Präsidenten" geworfen, den man nicht vorverurteilen dürfe und dessen angeblichen Leistungen für den europäischen Fußball man ja nicht vergessen dürfte.
Der deutsche Fußball gehört voll dazu zum prächtig verdienenden Fußball-Establishment. Er sitzt quasi in der ersten Klasse. Da macht man sich nicht die Hände schmutzig mit allzu lauten Forderungen nach Good Governance.
Und so sollte man sich aller großspurigen Reformankündigungen bei der Fifa zum Trotz nicht der Illusion hingeben, dass jetzt automatisch alles besser wird. Schon länger ist die Fifa auf dem Papier, was die Strukturen angeht, einer der vorbildlichsten Sportverbände der Welt. Doch die andauernden Skandale zeigen: Was nützen die Strukturen, wenn die herrschende Kaste korrupt ist?
Um die Macht gekungelt
Und in den Hinterzimmern wird weiter munter um die Macht im Weltfußball gekungelt. Offenbar soll jetzt ein Scheich aus Bahrain Fifa-Chef werden, der mit Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimat in Verbindung gebracht wird. Den Segen der Europäer bekommt er möglicherweise dennoch, wenn dafür ihr Mann neuer Generalsekretär der Fifa wird.
So läuft das bis heute und so kann man nur auf Hilfe von außen hoffen. Auf die strafrechtlichen Ermittlungen in der Schweiz und vor allem in den USA. Darauf, dass US-Justizministerin Loretta Lynch ihre Drohung wahr macht und Kontinent für Kontinent aufräumt, bis am Ende von der alten von der vom Krebs der Korruption zerfressenen Fifa nur noch die Hülle übrig ist.
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