Fidelio Trio und Irisches Nationales RSO

Im Trio als Solisten spielen

Das Fidelio Trio aus Dublin
Das Fidelio Trio aus Dublin © Hugo Glendinning/Website Fidelio Trio
Moderation: Ulrike Klobes · 16.04.2019
Ein Konzert und drei Solisten? Beethoven schuf für Violine, Violoncello und Klavier sein "Tripelkonzert". Das irische Fidelio Trio brachte es gemeinsam mit dem RTÉ National Symphony Orchestra in der National Concert Hall in Dublin zur Aufführung.
Die Komponistennamen dieses Dubliner Konzertabends von Anfang April klingen sehr geläufig, doch was sich hinter der Fassade Tschaikowsky und Beethoven hier verbirgt, ist dann doch überraschend.

Spielerischer Titanenkopf

Ludwig van Beethovens Tripelkonzert für Klaviertrio und Orchester kommt eher selten auf die Bühne. Das ist nicht wirklich fair, denn es ist nicht nur ein selten zu findendes Solo-Trio-Konzert, sondern auch eine besonders reizvolle Form, Kammermusik und Orchesterklang zu mischen. Beethoven zeigt sich in diesem Stück immer mal wieder von einer spielerisch-unverkrampften Seite, die man dem Mann, dem Titanenkopf, der mit niemand geringerem als Napoleon ringt, nicht zugetraut hätte. Als Interpreten waren in Dublin die drei Musiker des Fidelio-Trios zugange, wobei krankheitsbedingt der Cellist Tim Gill einspringen musste.

Tschaikowskys Unvollendete

Wer halbwegs mit dem Schaffen des russischen Spätromantikers Tschaikowsky vertraut ist, wird sich wundern: Eine siebte Sinfonie hat er doch nicht geschrieben, da er doch wenige Tage nach der Uraufführung seiner Sechsten gestorben ist. Hinter der Bezeichnung "7. Sinfonie" steckt in diesem Fall die Rekonstruktion einiger Skizzen, die der Komponist vor seiner wirklichen Sechsten Sinfonie verfasst, dann verworfen und dann wiederum für sein 3. Klavierkonzert verwendet hat. Der russische Komponist Semjon Bogatyrjew hat in den 1960er-Jahren diese Sinfonie rekomponiert. Doch so richtig durchgesetzt hat sie sich nicht. Es ergeht ihr ähnlich wie den Versuchen, Gustav Mahlers 10. Sinfonie zu vollenden. Es sind ehrenwerte Versuche, die doch an den historischen Tatsachen nichts ändern können. Gleichwohl ist es die Musik wert, einmal gespielt zu werden. Wie in diesem Fall in Dublin durch das Nationale Symphonie Orchester des Irischen Rundfunks RTÉ unter Leitung des englischen Dirigenten Thomas Kemp.
Dublin, Irland. Stadtübersicht bei Regen. Mitte: Katholische Augustinius John's Lane Church und die Türme der mittelalterliche Christ Church Cathedral. Blick vom Dachrestaurant der Guinness-Brauerei. 
Dublin. Stadtübersicht bei Regen© dpa / picture alliance

Unverkäufliche Marke

Der Abend beginnt festlich-selbstbewusst. Die "Finlandia" von Jean Sibelius ist ein Musterbeispiel, wie sehr Musik zur nationalen Selbstbestimmung beitragen kann. Und wie verschiedenartig man ein kraftvoll-hymnisches Werk wie dieses hören kann: Als Eloge auf die Natur und die Fantasie des Menschen, oder als partikularen Ausdruck "wahren" finnischen Geistes. Irische Zuhörerinnen und Zuhörer haben gewiss Sympathien für die Leiden und Bestrebungen des nordosteuropäischen Volkes. Und sie neiden ihm diese unverkäufliche Marke Sibelius!
(vom)
National Concert Hall, Dublin
Aufzeichnung vom 5. April 2019
Jean Sibelius
"Finlandia", Tondichtung op. 26
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine, Violoncello und Klavier C-Dur op. 56 "Tripelkonzert"
Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 7 Es-Dur (Rekonstruktion)

Fidelio Trio:
Mary Dullea, Klavier
Darragh Morgan, Violine
Tim Gill, Violoncello

RTÉ National Symphony Orchestra
Leitung: Thomas Kemp

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