Feuerwerks-Verbot in Hamburg

Keine Böller an der Binnenalster

Nächtliches Silvesterfeuerwerk am Alsterufer in Hamburg.
Bild der Vergangenheit: Silvesterfeuerwerk am Alsterufer. © picture alliance / Arco Images GmbH / A. Sommer
Von Axel Schröder · 30.12.2019
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Raketen und Böller treffen Polizisten. Feiernde an der Alster werden verletzt, darunter ein Kind. Nach dem massiven Missbrauch von Pyrotechnik im letzten Jahr verbietet der Hamburger Senat in Teilen der Innenstadt an Silvester privates Feuerwerk.
Hamburg, Ende 2018: Im Wasser der Binnenalster spiegeln sich in der Silvesternacht die explodierenden Feuerwerksraketen. Rund 10.000 Menschen sind in dieser Nacht unterwegs. Wirklich friedlich bleibt es nicht, erinnert sich Hamburgs Innensenator Andy Grote:
"Nicht so wie man sich das vorstellt, nicht in die Luft, sondern parallel, gezielt, in andere Gruppen rein. Auch Bewurf und Beschuss mit Schreckschusspistolen. Auch Einsatzkräfte der Polizei, die angegangen wurden. Wir hatten im letzten Jahr fünf verletzte Polizisten, auch andere verletzte Personen, ein verletztes Kind. Das ist irgendwann nicht mehr steuerbar und händelbar durch die Polizei."

Polizei mit Raketen beschossen

Deshalb gilt diesmal rings um die Binnenalster ein generelles Böllerverbot. Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr fasst Polizeisprecher Timo Zill zusammen:
"Wir haben eine Konzentrierung von jungen Männern im Bereich des Jungfernstiegs, im Bereich des Ballindamms, häufig auch mit Migrationshintergrund, die durch ihr Verhalten schon auffällig waren, nicht nur zu Silvester. Beim letzten Silvesterfest hat es eben massiven Missbrauch von Pyrotechnik gegeben. Zum Teil sind Polizisten mit Raketen beschossen oder mit Pyrotechnik beworfen worden. Und auf diesen Umstand mussten wir reagieren und haben jetzt auch in der Form reagiert."
Dass es die Hamburger Polizei ernst meint, zeigte eine Hausdurchsuchung vor wenigen Tagen. Die Beamten des Landeskriminalamts beschlagnahmten bei einem Ehepaar in Hamburg-Marienthal mehrere hundert Kilo verbotene Knaller. Schon Anfang Dezember konnte der Zoll knapp 3800 Feuerwerkskörper aus dem Verkehr ziehen.

Personenkontrollen nach Bedarf

Das Böllerverbot an der Hamburger Binnenalster gilt ab dem Silvesterabend, 18 Uhr bis ein Uhr morgens. Im Vorfeld setzt die Hamburger Polizei auf eine Informationskampagne. Am Abend selbst auf viel Präsenz vor Ort und im Hintergrund. "Natürlich sind wir dann auch robust darauf vorbereitet, das Böllerverbot rund um die Binnenalster durchzusetzen", so Zill:
"Wir werden Hamburger Gitter aufziehen, wenn es erforderlich ist. Wir werden Personenkontrollen durchführen, auch Zugangskontrollen, wenn es erforderlich ist, durchführen. Das Ganze dann aber mit einem vernünftigen Augenmaß. Denn es ist Silvester, und wir sind auch keine Spielverderber. Wir müssen nur einfach auf diese ganz gefährlichen Situationen reagieren und diese Gefährdungsaspekte beiseite nehmen. Und das werden wir dort, wo es erforderlich ist, in der gewohnten Gelassenheit, aber sehr konsequent tun."
Neu sind Feuerwerksverbote in deutschen Städten nicht. In Göttingen oder Lüneburg sind die alten Stadtkerne böller- und raketenfrei. Auch in Hannover, Ingolstadt, Köln und vielen anderen Städten gilt ein räumlich begrenztes Verbot. Teils wegen der Brandgefahr, teils wegen der exzessiven und hochgefährlichen Böllereien der letzten Jahre.

Anwohner begrüßen das Böller-Verbot

Mit der Verbotsverfügung in der Hand darf nun auch die Polizei in Hamburg die Personalien der Feiernden überprüfen oder Rucksäcke und Taschen durchsuchen. In einer Straßenumfrage sprechen sich die meisten Hamburgerinnen und Hamburger für das Böllerverbot aus:
"Eine großartige Idee. Das Böllern gehört sowieso verboten. Schlecht für die Umwelt, schlecht für die Menschen. Kinder haben Angst, ich habe Angst. Verletzungsgefahr, Gelder ohne Ende für nichts!"
"Das ist eine komplett gute Idee! Ich finde, das sollte sowieso komplett rausgehalten werden aus der Stadt. Irgendwo einen zentralen Punkt, fertig aus. Wie es auf den friesischen Inseln und auch in vielen großen Städten ja ist. Ich brauche den Quatsch nicht."
"Wenn das denn auf diesen kleinen Bereich beschränkt ist, dann muss man das halt hinnehmen."

Radau am Ende nur verlagert?

Tatsächlich haben die böllerbegeisterten Hamburger auch in dieser Silvesternacht jede Menge Ausweichplätze. Die Polizei kann mit dem Verbot vielleicht Feuerwerksschlachten in der Innenstadt, in den Straßen mit vielen feinen Boutiquen, an der Binnenalster verhindern. Und nur darauf hoffen, dass sich der Radau dann nicht einfach verlagert: an die Außenalster, auf die Landungsbrücken oder in die Hafencity. Alles Orte, die das Internetportal der Stadt allen Feuerwerksbegeisterten dringend empfiehlt.
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