Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

Lebendige Ludwigsluster Musiktradition

Der Schlosspark von Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) mit der Hofkirche (Evangelische Stadtkirche), aufgenommen am 10.06.2013. Der Schlosspark Ludwigslust hat seinen Ursprung in einem Barockgarten, der schrittweise erweitert wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die landschaftliche Umgestaltung nach Plänen Lennés. Heute ist der Schlosspark Ludwigslust mit 127 ha der größte Park in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Schlosspark von Ludwigslust mit der der ehemaligen Hofkirche und heutigen Stadtkirche © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Moderation: Ruth Jarre · 10.07.2018
Schloss, Kirche und Park: Wer Ludwigslust besucht, der findet barocke Pracht. In passendem Ambiente wird dort Musik lebendig - wenn das Elbipolis Barockorchester Hamburg Werke der ehemaligen Hofmusiker und Kapellmeister auf die Pulte legt.
Am 29. Juni stand ein ganzer Tag bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern im Zeichen Ludwigsburger Musiktradition. Diese begann mit der Entstehung der Anlage. Der erste herzogliche Bau war noch ein aus Holz gefertigtes Fachwerkhaus, das zu Jagdgelegenheiten genutzt wurde. Als Christian Ludwig Herzog von Mecklenburg-Schwerin wurde, wählte er einen neuen Namen für den geliebten Ort.
Aus dem unscheinbaren "Kleenow" wurde ein geselliges "Ludwigslust". Der Sohn des Herzogs erschuf eine völlig neue Anlage, mit Schloss,Park und Kirche. Schloss und Kirche wurden dabei genau gegenüber platziert, verbunden durch eine einmalige Sichtachse. Diese Hofkapelle wurde im 19. Jahrhundert zur Stadtkirche Ludwigslust.
Blick vom Kircheneingang zum Schloss Ludwigslust in direkter Sichtachse
Die zentrale Sichtachse zwischen Kirche und Schloss in Ludwigslust© Deutschlandfunk Kultur/Johanna Vollus
Der Kircheninnenraum beeindruckt bis heute mit seinem 350 Quadratmeter großen Gemälde, das den gesamten Altarbereich ausschmückt und in einer speziellen Pappmaché-Technik mehrdimensional gearbeitet ist. Vor dieser prächtigen Kulisse war Musik aus der herzoglichen Musikgeschichte zu hören, Musik, die zum Teil für diesen Raum einst komponiert wurde.
Im Konzert war Musik des Spätbarock und der Frühklassik zu hören. Alle Komponisten des Programmes waren führende Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum, haben einander sogar gekannt oder die Musik der anderen in verschiedenen Hofkapellen mitgespielt.
Blick in den Raum der Stadtkirche in Ludwigslust
Probe zum Konzert - die Kirchenrückwand als riesiges Altarbild in der Schlosskirche Ludwigslust© Deutschlandfunk Kultur/Ruth Jarre

Jeder kannte damals jeden

Johann Wilhelm Hertel wirkte als "Hof- und Capellcompositeur". Aus Berliner Zeiten kannte er den Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel. Dieser folgte seinem Patenonkel Georg Philipp Telemann im Amt als Musikdirektor der Hauptkirchen Hamburgs. Auf dieses Amt hatte sich auch sein Freund aus Berlin, der Geiger Johann Heinrich Rolle, beworben und unterlag mit nur einer Stimme. Ebenso kannte man Hasse, der in Dresden, Berlin und Hamburg wirkte. Dessen Musik fand wie die von Telemann weite Verbreitung in der Musikszene.
Hasses Sinfonie zu seiner Oper "Asteria" ist eine pastorale, ländlich gefärbte, fröhliche Musik, die den Abend in Ludwigslust eröffnet. Die Werke von Rolle und Westenholtz wurden explizit für diesen Kirchenraum komponiert.
Der Choral "Der Gnadenbrunn fließt noch" gehört zur Kircheneinweihungsmusik, die im November 1770 erklang. Seitdem lagen die Noten in Archiven in Schwerin und wurden für diesen Abend endlich wieder ans Licht geholt.
Aufzeichnung des Konzertes vom 29. Juni 2018 in der Stadtkirche Ludwigslust im Rahmen des Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Johann Adolph Hasse
Sinfonia F-Dur
Johann Heinrich Rolle
Motette "Gnädig und barmherzig"
Motette "Tue ein Zeichen"
Carl Philipp Emanuel Bach
Konzert A-Dur für Violoncello, Streicher und Basso continuo Wq 172
Carl August Friedrich Westenholtz
Choral G-Dur zum zweiten Teil der Kircheneinweihungsmusik "Der Gnadenbrunn"
Georg Philipp Telemann
Ouverture-Suite g-Moll für Streicher und Basso continuo "La Musette" TWV 55: g1
Johann Wilhelm Hertel
Choral-Kantate D-Dur "Herzlich lieb hab ich dich, o Herr"

Julia Schuhmacher, Sopran
Annika Westlund, Alt
Kay-Gunter Pusch, Tenor
Yoorang Han, Bass
Aurélien Pascal, Violoncello
Jugendkammerchor des Musikgymnasiums Schwerin
Elbipolis Barockorchester Hamburg
Leitung: Jürgen Groß und Bernd Spitzbarth

Mehr zum Thema