Festival Wien Modern

Resonanzraum für die letzten Fragen

Blick auf die Wiener Innenstadt mit dem Stephansdom
In ganz Wien können interessierte Zuhörer dieser Tage die Neue Musik erleben. Auch der Stephansdom gehört zu den Konzertsälen des diesjährigen Festivals Wien Modern. © picture-alliance / Robert Jaeger/ APA / picturedesk.co
Bernhard Günther im Gespräch mit Holger Hettinger. · 18.11.2016
Neue Musik ist eine Kunst unserer Zeit, sagt der neue Leiter des Festivals Wien Modern, Bernhard Günther. Es bietet an 21 Spielorten ein kontrastreiches Programm der Euphorie des Hörens und will musikalische Antworten geben.
"Ich glaube, die neue Musik hat ihr Publikum bei weitem noch nicht gefunden", sagte der neue Leiter des größten österreichischen Festivals für neue Musik Wien Modern, Bernhard Günther im Deutschlandradio Kultur. "Wien ist nun das Gegenteil einer Neue Musik-Diaspora, es gibt eine unglaublich entwickelte, lebendige Szene, aber auch hier bin ich der festen Überzeugung, es haben noch nicht alle Leute, die das theoretisch mögen, die neue Musik für sich entdeckt." Er versuche unter dem Festivalmotto "Die letzten Fragen" ein extrem widersprüchliches Programm voller Kontraste zu machen. Es werde von der Annahme zusammengehalten, dass die neue Musik etwas zu sagen habe und es um das Leben in unserer heutigen Gesellschaft gehe. "Das ist die Behauptung, dass die neue Musik eine Kunst unserer Zeit ist, das ist noch nicht überall angekommen."

Entspannter Umgang mit dem Weltuntergang

Gerade Wien sei ein besonderer Resonanzraum für das Motto des Festivals "Die letzten Fragen". "In Wien gibt es einen extrem entspannten Umgang mit Weltuntergängen aller Art, spätestens seit Karl Kraus", sagte Günther. Die Welt sei in der österreichischen Hauptstadt schon mehrfach untergegangen. "Von daher hat es eine sehr schöne Tradition dieses Zurückblicken, aber gleichzeitig nach vorne und sich gleichzeitig die Frage stellen, wo sind wir hier eigentlich?" Es sei deshalb in diesem Jahr ein sehr Wienerisches Festival geworden.

Vom Semperdepot bis zur Gemäldegalerie

Mit insgesamt 88 Veranstaltungen bietet das Festival eine Fülle unterschiedler Programmpunkte, unter anderem mit Gesamtaufführungen aller Quartette von Birtwistle, Schönberg und Schostakowitsch (letztere in einem begehbaren Simultankonzert). Dazu kommen große Orchesterkonzerte, Kammermusik, Medienkunst, Musiktheater, eine Klanginstallation, mehrere Exkurse in die kontrastreichen Szenen der improvisierten und elektronischen Musik in Wien und anderswo, sowie zahlreiche Rahmenveranstaltungen. Vom Stephansdom bis zum Zentralfriedhof, vom Großen Musikvereinssaal bis zum Caféhauskeller, vom Semperdepot bis zur Gemäldegalerie bespielt das Festival bis Ende November 21 Spielstätten.
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