Festival "Save your Soul" in Berlin

Wenn die Bühne zur Couch wird

07:14 Minuten
Eine leere Theaterbühne
Joy Kristin Kalu sieht Parallelen zwischen Theater und Therapie. © imago/AGB Photo
Joy Kristin Kalu im Gespräch mit Timo Grampes · 08.11.2018
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"Save your Soul" heißt es in den Sophiensaelen in Berlin. Das Performancefestival widmet sich nach eigener Auskunft der "Saelsorge". Die Veröffentlichung von eigenen Problemen sei derzeit en vogue, erklärt Haus-Dramaturgin Joy Kristin Kalu.
Die Theaterwissenschaftlerin Joy Kristin Kalu ist Dramaturgin in den Sophiensaelen in Berlin. Sie hat jahrelang über den Zusammenhang zwischen Theater und Therapie geforscht. Beim Berliner Performancefestival "Save your Soul"-Festival zeigen die Sophiensaele Stücke, die diesen Zusammenhang thematisieren. Grundsätzlich gebe es sowohl im Theater als auch in der Therapie eine Inszenierung, sagt Kalu:
"In beiden gibt es immer Zuschauer, also der Therapeut, die Therapeutin ist immer auch Zuschauerin und es gibt jemanden, der sich aufführt oder die sich aufführt, das heißt, dieses Grundsetting haben wir in Theater und Therapie. Und man kann natürlich auch sagen, dass Theater mit der Katharsis einfach von Anbeginn an auch immer in Heilungszusammenhänge eingebunden war." Darum gebe es viele Überschneidungen. Seit zehn Jahren gebe es einen Trend in der Theaterszene: Das Theater suche Grenzüberschreitungen, die intime Prozesse ausstellen würden. Die Katharsis sei nur ein Aspekt, weiß die Theaterwissenschaftlerin: "Die Veröffentlichung von eigenen Herausforderungen und Problemen, die ist im Moment wahnsinnig en vogue."
Der Zusammenhang zwischen Theater und Therapie ist alt: "Die Theaterbühne wurde eigentlich schon kurz nach Anbeginn der Psychoanalyse entdeckt mit den Aufstellungsarbeiten von Moreno in ‚Psychodrama‘", sagt Kalu. Die Idee dahinter sei gewesen, dass mit Sprechen allein nicht alles heilbar sei, "sondern dass es viel wichtiger ist, auch im Spiel die Realität stärker in den Therapieraum zu holen".
(oma)
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