Festival Chopin und sein Europa

Russisch-polnische Musikfreundschaft

Das Russische Nationalorchester
Das Russische Nationalorchester © Sergei Demidov/RNO Website
Moderation: Volker Michael · 31.08.2018
Das Russische Nationalorchester gab insgesamt drei Konzerte beim Festival "Chopin und sein Europa". Hier gibt es ein besonderes Programm: Vier Werke ausschließlich vom polnischen Spätromantiker Mieczysław Karłowicz.
Das Warschauer Festival "Chopin und sein Europa" ist vor allem auf die historische Aufführungspraxis der romantischen Musik, also der Werke Chopins und seiner Zeitgenossen, spezialisiert. Seit nunmehr dreizehn Jahren bereichert es im Spätsommer das Musikleben der polnischen Hauptstadt. Dabei treten die einheimischen Ensembles und Künstler ebenso auf wie prominente Gäste.

100 Jahre polnische Wiedergeburt

Das 100. Jubiläum der Wiedergründung Polens nehmen Festivalleiter Stanisław Leszczyński und sein Team zum Anlass, einen repräsentativen Abriss der Musikgeschichte ihres Landes zu geben. "Von Chopin zu Paderewski" lautet das Motto 2018. Dieser Abend gehört dem Russischen Nationalorchester, das insgesamt drei Konzerte in Warschau gab. Der aufregendste Abend war der mit vier Werken von Mieczysław Karłowicz.

Russisches Nationalorchester mit polnischer Musik

Diesem Konzert kam schon symbolische Bedeutung zu - ein renommiertes Orchester aus Russland widmet sich unter Leitung eines berühmten Musikers, in diesem Falle Michail Pletnjows, intensiv der Musik eines polnischen Spätromantikers - und der stammt genau aus der Zeit, als das polnische Streben nach politischer und auch kultureller Eigenständigkeit seine endgültige Ausprägung fand.
Der Dirigent, Komponist und Pianist Michail Pletnjow
Der Dirigent, Komponist und Pianist Michail Pletnjow© Website Russisches Nationalorchester

Ausbildung in Berlin

Seine musikalische Ausbildung bekam Mieczysław Karłowicz in Berlin, dort schrieb er auch seine Serenade für Streichorchester op. 2. Die wurde von seinem Lehrer Heinrich Urban und den Berliner Philharmonikern uraufgeführt. Es ist bis heute eines seiner beliebtesten Werke, auch weil es sich in kleinerer Besetzung spielen lässt. Seine anderen Werke jedoch erfordern ein großes Sinfonieorchester - und sie zeigen ihn ganz in der Tradition der europäischen Sinfonik. Er sog bei seinen Aufenthalten in Berlin, Wien und andernorts die Moden der Musik eines Richard Strauss und anderer Komponisten vollends auf und machte bald daraus etwas Eigenes.

Ein Opfer seiner Liebe zu den Bergen

Dabei schöpfte er sowohl aus der Tradition seiner polnischen Herkunftskultur als auch aus seiner engen Beziehung zur Natur, vor allem zur Bergwelt der Tatra. Mieczysław Karłowicz gehörte zu den wichtigsten spätromantischen Künstlern Polens an der Wende zum 20. Jahrhundert. Die Unabhängigkeit seiner Heimat konnte die als große Nachwuchshoffnung gesehene Persönlichkeit nicht mehr erleben, weil er 1909 bei einer Bergtour in der Hohen Tatra ums Leben gekommen war.
Aus technischen und lizenzrechtlichen Gründen können wir Ihnen leider das Live-Konzert mit der Nationalphilharmonie Warschau unter Leitung von Jacek Kaspszyk nicht anbieten.
Festival Chopin und sein Europa
Nationaloper Warschau
Aufzeichnung vom 26. August 2018
Mieczysław Karłowicz
Streicherserenade op. 2
Violinkonzert A-Dur op. 8
"Stanisław und Anna von Oświecim", Sinfonische Dichtung op. 12
"Traurige Erzählung", Sinfonische Dichtung op. 13

Anna Maria Staśkiewicz, Violine
Russisches Nationalorchester
Leitung: Michail Pletnjow