Ferne Welten

03.05.2012
Dieses Ensemble tritt nicht in obligatorischem Schwarz auf, sondern in Weiß. So ungewöhnlich wie das Erscheinungsbild sind auch die Programmideen von "Laboratorium". Nach Berlin kommt das Ensemble mit zehn Instrumentalisten aus zehn Ländern.
Laboratorium wurde 2004 im Rahmen der Lucerne Festival Academy von jungen Musikern aus 14 Ländern von fünf Kontinenten gegründet. Inspiriert durch die gemeinsame Arbeit unter Pierre Boulez interessieren sich seine Mitglieder besonders für die Interpretation Neuer Musik und interdisziplinäre Projekte mit Künstlern aus anderen Sparten.

Ihr "Debüt im Deutschlandradio Kultur" haben sie "Ferne Welten" genannt, denn in einem Doppelporträt der Komponisten Conlon Nancarrow und Claude Vivier werden sie Werke spielen, die ihren Reiz aus der Auseinandersetzung mit dem "Anderen" und "Fremden" beziehen.

Manuel Nawri wurde 1974 in Überlingen geboren. Sein Violin- und Dirigierstudium absolvierte er in Freiburg und Odessa. Er dirigierte Kurt Weills "Dreigroschenoper" am Schauspielhaus Frankfurt und leitete Opernaufführungen in Brisbane, Melbourne, Berlin, Hongkong, beim Tschechov-Festival in Moskau und an der Opéra National de Paris. Dabei arbeitete er mit Regisseuren wie Frank Castorf, Barry Kosky und Mathias Woo zusammen.

Seit 2008 ist er Professor an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin. 2008-2010 leitete er außerdem das "Institut für Neue Musik" der beiden Berliner Musikhochschulen.

Die Partituren für die berühmten 51 "Studies for Player Piano" von Conlon Nancarrow (1912-97) sind nicht für Pianisten gedacht. Sie dienten stattdessen als Vorlage für die Stanzmaschine, mit der der amerikanische Komponist im mexikanischen Exil die Notenrollen herstellte, die das sogenannte "Player Piano" steuerten, ein Ampico-Selbstspielklavier. Wegen ihrer metrischen Vielschichtigkeit galten die "Studies" lange für Musiker als unspielbar. Einige Mitglieder von "Laboratorium" haben nun drei der interessantesten "Studies" für ihr Ensemble instrumentiert.

Der kanadische Komponist Claude Vivier (1948-83) war Schüler u.a. von Karlheinz Stockhausen. 1976/77 unternahm er lange Reisen durch Asien (Japan, Iran und Bali), die sein musikalisches Denken unmittelbar beeinflussten. "Laboratorium" stellt u.a. Viviers Werk "Pulau Dewata" vor, eine farbenreiche Komposition für Perkussions-Ensemble, die ihren ideellen Ausgang von balinesischer Gamelan-Musik nimmt.

Debüt im Deutschlandradio Kultur
Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 1.5.12

Ferne Welten
Doppelporträt der Komponisten Conlon Nancarrow und Claude Vivier

Claude Vivier: "Greeting music”
für Flöte, Oboe, Klavier, Schlagzeug und Violoncello

Conlon Nancarrow: Study Nr. 6 for player piano (arr. Laboratorium)

Canon A
aus: "Two Canons for Ursula” für Klavier

Claude Vivier "Pulau Dewata" (arr. Laboratorium)

ca. 20:55 Konzertpause mit Nachrichten
Martina Seeber im Gespräch mit den Musikern

Claude Vivier: "Et je reverrai cette ville étrange” für Trompete, Schlagzeug, Klavier, Viola, Violoncello und Kontrabass

Conlon Nancarrow: Canon B, aus: "Two Canons for Ursula”
für Klavier


Conlon Nancarrow: "Study Nr. 14 for player piano" (arr. Laboratorium)

Conlon Nancarrow: "Study Nr. 7 for player piano" (arr. Laboratorium)


Laboratorium:
Maria Cecilia Muñoz, Flöte
Pilar Fontalba, Oboe
Nenad Marković, Trompete
Patrick Crossland, Posaune
Rie Watanabe, Schlagzeug
Artur Avanesov, Klavier
Ludwig Carrasco, Violine
Rosa San Martin, Viola
Markus Hohti, Violoncello
Dario Calderone, Kontrabass
Leitung: Manuel Nawri
Der Dirigent Manuel Nawri
Der Dirigent Manuel Nawri© Peter Hecking