"Female Pleasure" beim Filmfestival in Locarno

Gegen die Missachtung des weiblichen Körpers

Barbara Miller, Regisseurin des Films "Female Pleasure" sitzt vor Reihen von gelben Stühlen und hält eine Fingerpuppe auf dem rechten Zeigefinger hoch.
Regisseurin Miller über Sexualität in der japanischen Gesellschaft: "Unglaublicher Widerspruch" © copyright Massimo Pedrazzini
Barbara Miller im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 05.08.2018
In der Dokumentation "Female Pleasure" der Regisseurin Barbara Miller geht es um weibliche Lust, um Vagina und Klitoris. Und um fünf Frauen, die sich gegen Sexismus und brutale Traditionen wehren. In Locarno feierte der Film jetzt Weltpremiere.
Werbung ist nicht selten sexistisch. Der Trailer zum Dokumentarfilm "Female Pleasure" zeigt, wie unverhüllt obszön bekannte westliche Mode-Labels den weiblichen Körper zur Schau stellen.
Gedreht hat den Film die Schweizer Regisseurin Barbara Miller. Sie wurde damit zum Filmfestival nach Locarno eingeladen. Fünf Frauen werden in dem Streifen porträtiert, die gegen die Missachtung des weiblichen Körpers kämpfen.

Vergewaltigungen im Kloster

Miller hat ihre Protagonistinnen auf verschiedenen Wegen gefunden - die indische Aktivistin über eine Plattform, die deutsche Protagonistin Doris durch deren Buch, in dem sie beschreibt, wie sie als Nonne im Kloster vergewaltigt wurde.
Die Manga-Künstlerin Rokudenashiko läuft in einer Gruppe von Männern und Frauen eine Strasse hinunter.
Die Manga-Künstlerin Rokudenashiko: Vagina als Straftat© Locarno Filmfestival - Press Kit
Die Manga-Künstlerin Rokudenashiko aus Japan berichtet in dem Film von Comics, in denen Kinder vergewaltigt werden. Zensur? Fehlanzeige. Der 3D-Print ihrer eigenen Vagina wurde hingegen als Straftat gewertet, Rokudenashiko musste sich vor Gericht verantworten.
"Es ist ein unglaublicher Widerspruch. Die japanische Gesellschaft ist sehr besessen von Sexualität und von Pornografie, aber die weibliche Lust oder das weibliche Sexualorgan, das weibliche Empfinden hat in dieser Kultur einfach keinen Platz", sagte Miller im Deutschlandfunk Kultur.

Durch Aufklärung die brutale Tradition brechen

Auch Leyla Husseini wird in dem Film vorgestellt. Die Londonerin engagiert sich gegen Genitalverstümmelung und leitet inzwischen Programme in zehn afrikanischen Ländern.
Leyla Husseini sitzt im Kreis umgeben von afrikanischen Frauen in traditionellen Gewändern
Leyla Husseini bei der Aufklärung: Sie wurde selbst als siebenjähriges Mädchen genital beschnitten© Locarno Festival Press Kit
Miller: "Das Problem ist ja - wie das Leila auch nennt - die Gehirnwäsche. Als gute Mutter oder gute Großmutter muss man das machen, weil die Mädchen sonst als unrein oder als unwert gelten. Und die Tradition wird nicht hinterfragt. Weil die ganze Gesellschaft in einem großen Einverständnis darüber ist, dass man das einfach machen muss."
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