Feinberg und die Judenhasser

Ein Berliner Gastronom erlebt Anfeindungen

05:21 Minuten
Der jüdische Restaurantbesitzer Yorai Feinberg steht in seinem Restaurant in Berlin-Schöneberg. Feinberg wurde von einem Passanten antisemitisch beschimpft.
Restaurantbesitzer Yorai Feinberg wurde von Passanten antisemitisch beschimpft. © picture alliance / Jörg Carstensen / dpa
Von Peter Kaiser · 14.06.2019
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Neben den israelischen Speisen die im "Feinberg's" auf den Tisch kommen, ereignet sich in letzter Zeit eher Unappetitliches. Yorai Feinberg sieht sich immer mehr antisemitischen Hassattacken und judenfeindlichen Bedrohungen ausgeliefert.
Die Mitarbeiterin des Restaurants "Feinbergs" fässt es kurz zusammen:
"Er sagte nur, weil wir Opfer spielen, dürfen wir nicht alles machen. Wegen Holocaust halt."
Ihr Chef, der Gastronom Yorai Feinberg stimmt ihr zu:
"Und das habe ich schon öfter gehört von unseren lieben Nachbarn."
2013 eröffnete der Israeli Yorai Feinberg das Restaurant "Feinbergs" im Berliner Trendbezirk Schönberg. Sehr schnell avancierte das Restaurant wegen seiner guten Küche, der Atmosphäre und der freundlichen Bedienung zu einem kulinarischen Anlaufpunkt. Schon von Anfang an sah sich Yorai Feinberg Beschimpfungen und Pöbeleien ausgesetzt, doch in der letzten Zeit haben die zugenommen.
"Es gab zwei Vorfälle, da waren die Gäste im Restaurant mit Feuerwerkskörpern und mit Böllern attackiert. Sie haben, ich schätze in 20 Metern gibt es eine Kreuzung, und jemand hat dort eine Feuerwerkbatterie gebaut, in Richtung Terrasse, die Terrasse war voll im Sommer, und dann mehrere Feuerwerkskörper in Richtung der Gäste geschossen. Ein anderer Angriff war mit Polenböllern. Die sind ganz stark. Und die Fenster haben so stark vibriert von der Explosion, dass ich dachte, es ist etwas Schlimmes passiert."

Hassmails, Morddrohungen, Beschimpfungen

Der Hass ist seitdem nicht nur heftiger geworden. Als Yorai Feinberg im Dezember 2018 ein Video von einer Attacke eines Judenhassers publik machte, der ihn minutenlang vor dem Restaurant beschimpft hatte:
"Ihr werdet alle in den Gaskammern landen. Alle wieder zurück in eure blöden Gaskammern. Keiner will euch. Keiner will euch hier."
Dieses Video wirkt wie eine Art Brandbeschleuniger. Hassmails, unverhohlene Morddrohungen, wüste Beschimpfungen jeglicher Art erreichen den Restaurantbesitzer inzwischen täglich. Zehn Anzeigen hat Yorai Feinberg deswegen bei der Polizei inzwischen erstattet. Davon sind sieben Verfahren derzeit eingestellt, man könnte die Täter nicht ermitteln, heißt es von den Behörden.
"Ich denke, zwei Faktoren haben die Angriffe verstärkt. Die eine ist die generelle politische Situation in Deutschland. Es ist viel extremer, intensiver, hasserfüllter als vor sechs Jahren in alle Richtungen. Und zweitens: Das ist meine Schuld, dass ich so einen Bekanntheitsgrad bekommen habe. Leute haben mehr Aufmerksamkeit auf mich."

"Weil Du hier bist, in meinem Land, in meinem Land."

Kein Vergleich zum deutschen Nationalsozialismus

Womöglich, vermutet Feinberg, liegt ein zusätzlicher Grund für die Attacken nicht nur in einem weitverbreiteten Judenhass, sondern in einem tiefverwurzelten menschlichen Gefühl.
"Bei manchen Fällen ist das purer Neid, ja. Gottseidank, das Restaurant läuft super, ich denke, wir machen hier sehr gute Arbeit, ich weiß auch, dass viele Gäste kommen aus solidarischen Gründen, aber im Grunde genommen, das Restaurant macht es sehr gut, und viele sehen das nicht so gerne."
Auch wenn bei diesen Vorkommnissen Gedanken an die dunklen nationalsozialistischen Zeiten aufkommen können, will Feinberg das nicht gelten lassen.
"Nein, nein, diese Zeiten waren etwas Besonderes, und ich finde es überhaupt nicht gut, wenn Leute zu schnell vergleichen mit diesen Zeiten. Es gibt Probleme, es gab schon immer Probleme, es wird immer Probleme in Bezug auf Antisemitismus geben, aber die 33er-Zeiten waren etwas, die man extra behandeln soll."

Rückkehr nach Israel wäre ein falsches Zeichen

Und wieder nach Israel zurückgehen? Wäre das eine Option? Gibt es Überlegungen?
"Ich antworte sehr ungerne, die Antwort ist aber: 'Ja. Das ist die Wahrheit.'"
Eine Rückkehr nach Israel aus diesen Gründen wäre fatal in seiner Wirkkraft. Das weiß auch Yorai Feinberg.
"Ich versuche mich mehr auf die positiven Sachen zu konzentrieren, auf die Arbeit. Ich möchte nicht so gerne alles aufgeben, was ich hier aufgebaut habe."
Er versucht, diese Zeit zu ertragen - in der Hoffnung, dass es einmal besser wird.
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