Feature: Der Sound der Gentrifizierung

Kiez und Kies

Das Rattern der Rollkoffer der Touristen zeigt an, dass ein Kiez angesagt ist und die Gentrifizierung nicht weit.
Das Rattern der Rollkoffer der Touristen zeigt an, dass ein Kiez angesagt ist und die Gentrifizierung nicht weit. © imago images/Westend61
Von Carmen Gräf, Martin Daske, Burkhard Schmid · 03.06.2021
Holterklapolter. Wenn Touristen mit Rollkoffern anrücken, dann ist klar: Ein Kiez ist angesagt. Wird ein Stadtteil von den Koffern und ihren Besitzern überrollt, nennt man das Gentrifizierung. Und die bringt Konflikte.
Man hört es schon von Weitem, wenn Rollkoffer über die Straßen klappern. Sie sind oft ein Zeichen für die Ankunft von Touristen, die dann wiederum oft ein Zeichen dafür sind, dass es ein Kiez geschafft hat. Geschafft – das bedeutet, der Kiez ist angesagt und begehrt. Doch schnell wird ein Stadtteil von den Koffern und ihren Besitzern überrollt. Gentrifizierung nennt man das. Mit neuen Menschen kommen neue Verhaltensweisen und Moden, Konsumgewohnheiten und Bedürfnisse. Und hinterdrein kommen Investoren-Raffgier, Mietenexplosion, Wohnungsnot. In Berlin hat dieser Prozess in den letzten Jahren mächtig Fahrt aufgenommen. Zugleich nutzt eine wachsende Zahl von Menschen die Stadt als politischen, ökologischen und sozialen Proberaum. Invest in Berlin? Kies statt Kiez? Wie klingt und klingelt die Gentrifizierung, wenn man aktuelle und künftige Entwicklungen belauscht und sich darauf einen Reim macht?

Schwerpunkt: Wie wir wohnen
Kiez und Kies
Von Carmen Gräf, Martin Daske, Burkhard Schmid
Regie: Martin Daske
Mit: Carmen Gräf, Oliver Brod
Ton und Komposition: Martin Daske
Produktion: SWR 2017
Länge: 54'14

Carmen Gräf, geboren 1967, war rund zehn Jahre Radio- und Fernsehredakteurin und arbeitet derzeit als freie Journalistin, Autorin und Produzentin in Berlin – unter anderem für RBB Radio und Fernsehen, verschiedene ARD-Sender sowie Deutschlandfunk Kultur. Sie interessiert sich für Überraschungen, Widersprüche und Konflikte in aktuellen Diskursen.
Martin Daske, geboren 1962 in Berlin, ist freischaffender Komponist, Autor und Künstler in Berlin. Seine kompositorische Ausbildung erhielt er in den USA am Dartmouth College bei Christian Wolff, in Krakau und am Mozarteum Salzburg bei Boguslaw Schaeffer. Daske entwickelte in seinem kompositorischen Schaffen u.a. eine Form dreidimensionaler Notation ("Folianten"). 2002 Gründung des Duos "Die Klangschürfer" mit dem Sprachkünstler Rainer Rudloff. Seit 1989 ist er einer der beiden künstlerischen Leiter der Konzertreihe "Unerhörte Musik" in Berlin, seit 1993 betreibt Daske das Produktionsstudio tribord studio und seit 2015 ist er Co-Organisator des "Komponistenforums Mittersill". Zahlreiche Hörspiele und andere Radioarbeiten, zuletzt "Do Not Leave Your Luggage Unattended" (SWR 2018) und "WALLS #Oaxaca #Venice" (WDR 2021), sowie Klanginstallationen, Kinderhörspiele, Theater- und Filmmusiken.
Burkhard Schmid, geboren 1955 in Frankfurt am Main, absolvierte ein Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie in Marburg und Berlin. Es folgten zahlreiche Schauspielkurse bei Schülern von Lee Strasberg und Jerzy Grotowski. Er war Mitglied des Wandertheaters Hundertfleck und in den USA unterwegs mit dem New York Street Theatre Caravan. Er übersetzt und adaptiert fürs Hörspiel und führt Regie in zahlreichen Produktionen für Radio und Hörbuch. Drei davon wurden zum Hörspiel des Monats gewählt. Für "Unerwartete Ereignisse" von Heinz von Cramer wurde er mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Den Deutschen Hörbuchpreis erhielt er für "Deutschland – Erinnerungen einer Nation" von Neil MacGregor.