Faszination Weltraum

Der erste Märtyrer der Raumfahrt

Die Erde von der ISS aus gesehen.
Die Erde von der internationalen Raumstation ISS aus gesehen © picture-alliance / dpa / Nasa / Reid Wiseman
Moderation: Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 17.09.2014
Der Kosmonaut Wladimir Kamarow war der erste Mensch, der bei einer Weltraummission ums Leben kam. Mit seinem Schicksal beschäftigt sich die neue Installation des Künstlers Via Lewandowsky für die Bundeskunsthalle. Die Ingredienzen: Ein Tonbandprotokoll, Relikte des Absturzes und viel blaues Licht.
Für die Ausstellung "Faszination Weltraum" in der Bonner Bundeskunsthalle gestaltet der Künstler Via Lewandowsky derzeit eine Installation. Es geht um den mysteriösen Flug des russischen Kosmonauten Wladimir Kamarow, der 1967 als erster Mensch bei einer Weltraummission starb. Weil sich sein Fallschirm beim Landevorgang nicht entfaltete, wurde Komarow beim harten Aufschlag der Rückkehrkapsel getötet.
Die Installation in der Bundeskunsthalle beruhe auf den Tonbandaufzeichnungen des letzten Dialogs zwischen Kamarow und der Bodenstation, erläuterte Lewandowsky sein Konzept im Deutschlandradio Kultur. Dieses Gespräch sei damals von amerikanischen Spionagesatelliten aufgezeichnet worden und dann in die Öffentlichkeit gekommen:
"Ich habe das Ende der neunziger Jahre zufällig auf einer Sound-Sammlung gefunden. Und darum herum habe ich einen Gedächtnisraum gebaut. Der jetzt wiederum mit kleinen Objekten und Relikten des Absturzes versehen ist."
"Das, was übrig bleibt"
Diese Relikte existierten natürlich nicht, sondern seien von ihm künstlich hergestellt worden. So seien bei seiner Installation zum Beispiel eine verbrannte Rheuma-Weste und verbrannte Stützstrümpfe zu sehen:
"Ich betrachte das Ganze mehr auf einer lakonischen, ironischen Ebene: Sozusagen das, was übrig bleibt von dem ersten Märtyrer der Raumfahrt. Alles ist in blaues Licht getaucht. Es entsteht eine sehr nahegehende Atmosphäre."
Das Streben in den Kosmos, in die unbekannten Welten sei mit einem hohen Tribut verbunden, meinte Lewandowsky:
"Wenn man die toten Astronauten und Kosmonauten zusammenzählt, dann kommt man auf einen sehr schlechten Durchschnittswert der Sicherheit."
Insofern sehe er die Ankündigung der Nasa, mit Unterstützung der Privatwirtschaft bis zum Jahr 2017 eine neue Generation von bemannten Raumfähren entwickeln zu wollen, eher als politisches "Imponiergehabe". Das mache auch unter ökonomischen Gesichtspunkten wenig Sinn:
"Man sollte alle Energien bündeln. Und dieses vorhandene Programm nutzen und weiter betreiben. Weil jeder sonst jedes Mal wieder seinen eigenen Blutzoll zahlen muss. Letztlich kommt am Ende nichts anderes heraus, als dass wir einsehen, dass es extreme Grenzen gibt."

Die Ausstellung "Outer Space. Faszination Weltraum" mit der Installation von Via Lewandowsky ist vom 3. Oktober 2014 bis 22. Februar 2015 in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen.