Familienbande

11.01.2013
Was nicht existiert, muss man sich schaffen. Und wenn der große Bach aus unerfindlichen Gründen nicht für Blechbläser komponiert hat, klingen seine Orgelfugen dennoch gut, wenn sie in einem speziellen Arrangement von Trompeten und Posaunen gespielt werden. Von Bach ist der Weg nicht weit zur Familie Mendelssohn.
Schließlich hat Felix Mendelssohn Bartholdy Bachs Kunst wieder in Mode gebracht. Und sein entfernter Verwandter Arnold Mendelssohn war zum Beginn des 20. Jahrhunderts einer der am häufigsten gespielten Kirchenkomponisten Deutschlands. Der Familie Mendelssohn widmen die Bläser des Berliner Konzerthausorchesters am 10. Januar ein eigenes Kammermusikprogramm.

Erst die Komponisten der frühen Moderne brachten wieder verstärkt originäre Werke für Bläserensemble zustande. Neben Arnold Mendelssohn komponierte auch dessen zeitweiliger Schüler Paul Hindemith mehrfach gezielt für Bläser - seine Kammermusik op. 24 Nr. 2 ist ein virtuos-amüsantes Stück für die klassische Quintettbesetzung.

Arnold Mendelssohn selbst schrieb als Kirchenmusiker sehr viel Chormusik, mit der er in unserer Zeit noch hie und da zu hören ist. Doch dass er auch ein ernstzunehmender Komponist war, der für den Konzertsaal zahlreiche Werke verfasste, ist heute vergessen. Zu seinen eher experimentellen Stücken zählt die Suite für Blas- und Schlaginstrumente, die während des 1. Weltkrieges veröffentlicht wurde.

Großonkel Felix Mendelssohn Bartholdy hatte seinerseits mehrere Funktionen als bürgerlicher, königlich-preußischer und evangelisch-kirchlicher Komponist zu erfüllen. Aus diesen drei Bereichen gibt es je ein Beispiel in diesem Konzert - wieder in besonderen Fassungen. Die tief romantische Motette "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" zeigt den religiös denkenden Künstler; die berühmte Bühnenmusik zum "Sommernachtstraum" war ein königlich-preußisches Auftragswerk für das Theater in Potsdam-Sanssouci. Und das Konzertstück d-Moll für Klarinette, Bassetthorn und Orchester entstand im Auftrag der befreundeten Musikerfamilie Baermann, quasi als Gegengeschenk für die guten Dampfnudeln, die Vater Heinrich Baermann, der berühmte Potsdamer Klarinettist in bayerischen Diensten, in seiner Wahlheimat München zuzubereiten wusste.


Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal
Aufzeichnung vom 10.01.2013

Johann Sebastian Bach: Fuge g-Moll BWV 578
bearbeitet für Blechbläserquintett von Stefan Kaundinya

Paul Hindemith: Kleine Kammermusik für fünf Bläser op. 24 Nr. 2

Arnold Mendelssohn: Suite für Blas- und Schlaginstrumente B-Dur op. 62

ca. 20.50 Konzertpause mit Nachrichten

Felix Mendelssohn Bartholdy: "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir"
Motette für achtstimmigen Chor, bearbeitet für Blechbläserquintett von Stefan Kaundinya

Fünf Sätze aus der Bühnenmusik zu Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" op. 61
für Bläserquintett bearbeitet von Guido Schäfer

Konzertstück d-Moll op. 114
bearbeitet für Klarinette, Bassetthorn und Bläserensemble von Andreas N. Tarkmann

Primin Grehl, Flöte
Szilvia Pápai, Oboe
Ralf Forster, Klarinette
Michael Simm, Klarinette
Norbert Möller, Klarinette und Bassetthorn
Alexander Kasper, Fagott
Cenk Sahin, Horn

Bläserensemble des Konzerthausorchesters Berlin