"Fakten, Fakten, Fakten …"

Von Michael Meyer · 14.01.2008
Viele Medienexperten dürften dem Nachrichtenmagazin "Focus" ein kurzes Leben vorausgesagt haben. Zu dominant erschien in den 90er Jahren der Platzhirsch ""Spiegel"". Helmut Marktwort schaffte es dennoch: Seit 15 Jahren behauptet sich sein Blatt auf dem Zeitschriftenmarkt.
Als Helmut Marktwort 1992 mit einer Entwicklungsredaktion im Burda-Verlag das Projekt "Zugmieze" startete – da lachte die Medienbranche noch über ein solches Vorhaben. Ein zweites Nachrichtenmagazin neben dem "Spiegel" - kann das überhaupt funktionieren? Im Laufe des Jahres 1993 und in den Jahren danach zeigte sich: Es sollte funktionieren. Der "Focus" war so völlig anders als der "Spiegel": Bunter, mit kürzeren Texten, etwas konservativer in der politischen Richtung, weniger intellektuell als der "Spiegel" und vor allem: mit hohem Nutzwert für die Leser.

Schon bald nach dem Start machte der "Focus" Titelgeschichten wie: "Deutschlands beste Ärzte", "Deutschland beste Kliniken", "Deutschlands beste Anwälte" usw. Die mit hohem Rechercheaufwand erstellten Ranking-Listen verkauften sich gut und brachten dem Blatt und seinem Chefredakteur Helmut Markwort einen hohen Wiedererkennungswert, was nicht zuletzt an den einprägsamen Werbespots im Fernsehen lag:

"Fakten, Fakten, Fakten und an die Leser denken …"

Doch mit den Fakten nahm es der "Focus" manchmal nicht so genau, wie der damalige Talkshowmoderator Roger Willemsen in einem Interview mit Markwort im ZDF süffisant aufzeigte. Willemsen vernahm in seiner Sendung in geradezu inquisitorischer Weise Helmut Markwort und belegte, dass bei einigen Geschichten die "Focus"-Redaktion nicht gründlich genug recherchiert hatte. Die Kritik am "Focus" ist mittlerweile aber weitgehend verstummt.

Laut einer Untersuchung, die an der Uni Göttingen erschien, bringen "Focus" und "Spiegel" zu über 80 Prozent unterschiedliche Geschichten, mit anderen Worten: Wer beide Magazine liest, hat fast doppelt so viele verschiedene Inhalte. Doch im Unterschied zum "Spiegel" geht es dem "Focus" nicht mehr ganz so gut wie noch vor Jahren: Die Auflage sank in den letzten zwei Jahren um fast zehn Prozent auf nunmehr 740.000. Dennoch ist der "Focus" nach "Stern" und "Spiegel" noch immer das dritterfolgreichste Nachrichtenmagazin in Deutschland.