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60 schwer aktiv
Ein Isotop als kosmische Uhr

Wenn der Kosmos zeigt, was in ihm steckt, entsteht das Isotop Eisen-60. Es bildet sich entweder in massereichen, leuchtkräftigen Sternen oder bei der Explosion einer Supernova. Weil der radioaktive Stoff auch eine exzellente Uhr ist, hat er es den Astronomen besonders angetan.

Von Dirk Lorenzen | 02.01.2017
    Der Integral-Satellit im All (Zeichnung)
    Der fliegende Klassiker für das Eisen-60: ESA-Satellit Integral (ESA). (ESA)
    Den Astronomen hat es das Isotop Eisen-60 besonders angetan. Es hat vier Kernbausteine mehr als "normales" Eisen-56 und ist etwas ganz Besonderes: Es tritt etwa tausend Billionen mal seltener auf als dieses.
    Eisen-60 entsteht, wenn der Kosmos zeigt, was in ihm steckt: es bildet sich entweder in massereichen, leuchtkräftigen Sternen oder bei der Explosion einer Supernova.
    Dieser radioaktive Stoff zerfällt mit einer Halbwertszeit von rund zweieinhalb Millionen Jahren. Damit ist er für die Astronomen eine exzellente Uhr, um die zeitlichen Abläufe im Kosmos zu rekonstruieren.
    Auch auf der Erde kommt Eisen-60 vor
    Beim Zerfall von Eisen-60 wird charakteristische Gammastrahlung frei, die der ESA-Satellit Integral beobachtet. Allerdings ist der "Eisen-60-Rauch" zu leuchtschwach, um mit seiner Hilfe die gesamte Milchstraße zu kartieren.
    Dies wird erst künftigen Gammastrahlenteleskopen gelingen. Solche Daten zeigen dann, wo sich in der Galaxis vor nicht allzu langer Zeit Supernova-Explosionen ereignet haben.
    Auch auf der Erde kommt Eisen-60 vor: Forscher haben es in Bohrkernen vom Meeresgrund gefunden.
    Ein "Geschenk des Himmels"
    Gesteinsschichten, die rund acht Millionen und zwischen zwei und drei Millionen Jahre alt sind, haben einen deutlich erhöhten Anteil an Eisen-60. Diese Teilchen wurden offenbar bei Supernova-Explosionen in unserer kosmischen Umgebung Richtung Erde geschleudert.
    Denn da dieses Material innerhalb einiger Jahrmillionen zerfällt, kann es nicht aus der Entstehungsphase des Sonnensystems stammen, sondern muss später auf die Erde gelangt sein. Das sechziger Eisen ist also ein "Geschenk des Himmels".