Extremsport beim "Storm Chase"

Windsurfen im Sturm

Der Kieler Windsurfer Leon Jamaer beim "Storm Chase".
Der Kieler Windsurfer Leon Jamaer beim "Storm Chase". © Red Bull Content Pool / Simon Crowther
Von Nele Rößler · 21.01.2018
Zum Windsurf-Wettbewerb "Storm Chase" gehören Windgeschwindigkeiten um 100 Stundenkilometer und zehn Meter hohe Wellen. Um dies zu finden, ist der Kieler Windsurfer Leon Jamaer schon um die ganze Welt gereist.
Ein Windsurfer fährt über die fast zehn Meter hohe Welle: Das rote Segel ist mindestens 15 Meter über den Wellen. Ein weiß-grünes Segel hebt sich in die Luft. Der Fahrer springt einen Vorwärtssalto.
Ein Ausschnitt aus dem Trailer zum "Red Bull Storm Chase". Einer der Windsurfer im Video ist Leon Jamaer. Der 28-Jährige Kieler ist Profi in seiner Sportart.
"Beim Windsurfen sehe ich das so, je größer die Wellen und umso stärker der Wind, umso spektakulärer und umso spannender wird es und auch um so mehr wird der Fahrer gefragt."
Das "Storm Chase" ist Extremsport. Grundvoraussetzung: Windgeschwindigkeiten über 90 Stundenkilometer und Wellen bis zu zehn Meter hoch.
Bei seiner Premiere 2014 hat Leon Jamaer einen hervorragenden dritten Platz in diesem Wettbewerb belegt.

Mehrtägige Anreise zum Sturm

"Wir waren immer ein paar Tage unterwegs. Zu einem Sturm in Tasmanien sind wir halt erst mal zwei, drei Tage angereist. Und dementsprechend ist man erst mal relativ kaputt, wenn man da ankommt. Und wenn man dann plötzlich am Strand steht und der Sturm tobt und man soll dann aufs Wasser gehen, da ist man erst mal überrumpelt. Aber sobald es dann losgeht und man auf dem Windsurfbrett steht, dann ist es bei mir zumindest so, dass ich eigentlich genau weiß, was ich machen muss und hab dann Spaß auf dem Wasser."

Leon Jamaer profitiert von seiner Erfahrung. Seit er zehn Jahre alt ist, steht er auf dem Brett. Seine beiden älteren Brüder haben ihm das Windsurfen beigebracht. Diese Hilfe hat er jetzt natürlich nicht mehr nötig. Wenn er heute alleine aufs Wasser geht, ist er sich der Risiken durchaus bewusst.
"In Dänemark im Dezember im Sturm da war ich zuletzt alleine auf dem Wasser. Da sind vielleicht noch ein paar Leute am Strand, die einem helfen könnten, aber wenn da was schief geht, das wäre schon nicht so gut."

Wenn man das Segel nicht mehr festhalten kann

Auch wenn das "Storm Chase" Höchstleistung erfordere, lebensgefährlich sei es trotzdem nicht, sagt Leon Jamaer.
"In Irland zum Beispiel, da hatte man so viel Wind, dass wir wirklich das Segel nicht mehr festhalten konnten, dann kommt man natürlich an seine Grenzen. Aber es ist jetzt nicht so, dass es dadurch wirklich gefährlich wird, sondern man kommt da an seine sportlichen Grenzen."
Klaas Voget ist sportlicher Leiter des Events. Die Sicherheit stehe an erster Stelle. Alle Fahrer sind Profis und tragen Sicherheitswesten mit denen sie über GPS geortet werden können. Außerdem begleiten Jetskifahrer die Windsurfer.

"Für alle Fahrer ist das ein absolutes Highlight, das ist so eine einmalige Chance, mal so einen speziellen Tag mit so einer Crew zu erleben. Und da windsurfen zu gehen, mit natürlich erstens der ganzen Sicherheit, mit den Jetskis, die einem wieder zu seinem Material bringt, dass man nicht schwimmen muss und auch so extreme Bilder bekommt."

Windsurfen als Extremsport

Das sieht Leon Jamaer ähnlich. Für ihn ist das "Storm Chase" vor allem eine Plattform, bei der Windsurfer zeigen, wie spektakulär ihr Sport bei extremen Witterungsbedingungen sein kann.
"Natürlich will jeder gewinnen oder gut abschneiden, aber wir sind alle Freunde, wir kennen uns schon relativ lange und sind schon gemeinsam um die Welt gereist. Und dann auf dem Wasser fährt jeder in erster Linie auch für sich selbst und versucht, gut zu fahren und mit seinem Fahren zufrieden zu sein."
Leon Jamaer hält sich nicht für einen Menschen, der immer den Kick braucht. Wenn er nicht windsurft, studiert er: Sport und Englisch auf Lehramt. Das als Leistungssportler zu koordinieren, ist gar nicht so einfach. Trotzdem weiß er, irgendwann ist jede Profilaufbahn einmal beendet und darauf will er vorbereitet sein.

Interview mit Sportpsychologe Markus Raab zum "Kick bei Extremsportarten":
Jungen Menschen, die sich in Extremsportarten messen, gehe es oft darum herauszufinden, wer sie eigentlich sind. Das sagte Markus Raab vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln im Interview mit dem Nachspiel-Sportmagazin.

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