Expedition in künftige Arbeitswelten

Von Anke Leweke · 12.04.2012
Designer-Möbel und helle Büros suggerieren eine schöne, neue Arbeitswelt im Film "Work hard - play hard". Aber der Blick von Regisseurin Claudia Losmann hinter die Kulissen global agierender Unternehmen hierzulande ist so gründlich wie entlarvend.
Räume mit hohen Fenstern, Kunst an den Wänden, großzügige Büros mit Designer-Möbeln - zu Beginn von "Work hard Play hard" glaubt man sich in einer Modellwelt. So sieht er also aus: Der perfekte Arbeitsplatz. In aller Ruhe erkundet die Kamera die gestylten Räumlichkeiten, gleitet endlose Flure entlang, schaut hinter Türen und den Angestellten über die Schulter. Zunächst sucht Claudia Losmann ein Architekturbüro auf, das die Arbeitsplätze von morgen entwerfen soll.

"Es wird schon unsere Aufgabe sein, wie wir es schaffen können, hier ein Gebäude zu entwickeln, dass in jedem Quadratmeter das spürbar hält, was die hier drin haben, Flexibilität ist das eine, das andere ist die Arbeitsatmosphäre. Das erlebt man ganz selten, dass eine Auslobung einen Abschnitt über Arbeitsatmosphäre enthält, dass sie also eine Gefühlswelt beschreiben, die sie dort generiert sehen wollen."

Die Zeiten der Stempeluhren, der Anwesenheitspflicht scheinen vorbei, stattdessen werden Büros gebaut, die auf die Bedürfnisse der Angestellten ausgerichtet sind und die zur Arbeit einladen sollen. Claudia Losmanns beobachtender Dokumentarfilm ist eine Expedition in künftige Arbeitswelten, in die postindustriellen Werkstätten einer Dienstleistungsgesellschaft. Immer wieder nimmt man an Besprechungen teil, in denen es um neue, dynamische, flexible Arbeitsmethoden geht und den flexiblen Angestellten. Konventionelle Autoritätsstrukturen werden reformiert, der Teamgeist gefördert.

"Ja, ich freue mich, dass Ihr es alle hierher geschafft habt. Auch wenn wir noch nicht ganz vollständig sind. Warum ein solches Bereichsmeeting? Und natürlich waren die Bereiche selbst mitunter der Ausgangspunkt, dass wir uns gesagt haben, dass wir eigentlich keine Bereiche mehr wollen. Eigentlich wollen wir in einer Firma arbeiten, in einer Struktur, in der es kein Bereichsdenken mehr gibt. Wo ein Denken, wie 'das bin ich oder das bist du, das sind die und das sind wir', abgebaut wird."

Schöne, neue Arbeitswelt! Und dennoch fragt man sich, ob man tatsächlich auf den komfortablen Bürostühlen Platz nehmen möchte. Denn Losmanns Blick hinter die Kulissen global agierender Unternehmen hierzulande ist so gründlich wie entlarvend.

Links bei dradio.de:

"Der Mensch als sich selbst optimierende Ressource" - Interview mit der Regisseurin Claudia Losmann über ihren Film "Work hard - play hard"
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