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Postbank
Trennung vor dem Börsengang

Weil sich die Übernahme der Postbank für die Deutsche Bank weniger lukrativ als erhofft darstellt, versucht das Management, die Tochter über einen Börsengang wieder loszuwerden. Damit die Aktien einen ordentlichen Preis erzielen, wird das gelbe Geldhaus vorher noch mal aufgehübscht – zum Nachteil der Kleinaktionäre.

Von Brigitte Scholtes | 28.08.2015
    Logo der Postbank vor einer Filiale in Essen.
    Postbank-Filiale in Essen: Die Deutsche Bank will ihre Tochter wieder loswerden. (dpa / Paul Zinken)
    Ein paar Hausaufgaben muss die Postbank noch erledigen vor dem Börsengang. Das sagte deren Chef Frank Strauß bei der Hauptversammlung vor den wenigen Aktionären, die heute den Weg nach Bochum gefunden hatten. Die gelbe Bank wolle zuvor attraktiver für potenzielle Anleger werden. Bis zum Börsengang, der für das kommende Jahr geplant ist, muss die Integration der Postbank in den Mutterkonzern rückgängig gemacht werden - zumindest zum Teil. Denn nicht alle Verbindungen zur Deutschen Bank sollen gekappt werden: Gemeinsam wolle man überlegen, wo Synergien erhalten werden könnten. Dabei geht es vor allem um einige Dienstleistungs-Tochtergesellschaften. Arbeit hat der Postbank-Chef auch noch damit, die wichtigsten Kennziffern der Bilanz zu verbessern: Die Kosten sind noch zu hoch, die Eigenkapitalrendite zu niedrig. Es fehlt an hartem Kernkapital, und die Verschuldungsquote erreicht noch nicht das von den Aufsehern geforderte Mindestmaß. Eine andere Möglichkeit als den Börsengang sehen Bankexperten auch nicht, auch Stefan Bongardt von Independent Research nicht:
    "Auch die Adressen, die herumgereicht werden, ob es Santander ist, eine ING oder BNP Paribas, die haben kein Interesse am deutschen Privatkundengeschäft. Die sehen halt eher das Firmenkundengeschäft als Wachstumsmarkt an oder eben das Online-Banking, wie es die ING hat. Privatkundengeschäft ist schwierig."
    Kleinaktionäre werden rausgedrängt
    So dürfte es beim Börsengang bleiben. Für die Deutsche Bank aber bedeutet das: Sie wird bei Weitem nicht ihren Einsatz wiedererhalten: Vor sieben Jahren hatte sie 6,6 Milliarden Euro für die Postbank bezahlt, hinzu kamen etwa 1,4 Milliarden Euro für die Integration in den Konzern.
    Die Postbank ist weniger attraktiv für die Deutsche Bank, weil sie anders als damals erhofft, deren Einlagen nur zum geringen Teil im gesamten Konzern nutzen darf – sie wären eine willkommene Eigenkapitalunterlegung für die Risiken aus dem Investmentbanking gewesen. So ist nach Ansicht der Mutter die Abspaltung der bessere Weg, deshalb werden die Kleinaktionäre herausgedrängt. Das sei nicht sehr aktionärsfreundlich, meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:
    "Zumindest hätte ich mal erwartet, dass die Deutsche-Bank-Führung den heutigen Postbank-Aktionären die Möglichkeit anbietet, beim späteren Börsengang zu günstigeren Kursen sich wieder einzudecken. Jetzt bekommt man den Eindruck, dass man die Leute herausdrängt, um dann anschließend die Postbank wieder an den Markt zu bringen und sie im Grunde genommen von ihrem Investment nicht so wahnsinnig viel haben."
    Die Kleinaktionäre, die sich mit dem Angebot der Deutschen Bank für ihre Aktien einverstanden erklären, erhalten ihre Barabfindung ohne weiteren Verzug ins Depot gebucht.