Ex-Oberbürgermeister Christian Ude

Kabarett als Ventil

33:13 Minuten
Christian Ude, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt München
Schon in seiner Amtszeit war das Kabarett für Christian Ude ein Ausgleich zum stressigen Politikbetrieb gewesen. © dpa/Sven Hoppe
Moderation: Ulrike Timm · 19.02.2019
Audio herunterladen
Mehr als 20 Jahre war Christian Ude Oberbürgermeister der Stadt München. Und das als SPD-Mitglied, 1860er-Fan und Weinliebhaber. Als Ausgleich hatte er immer auch seine Kabarettauftritte, sein Engagement für die Äthiopienhilfe und seine Großfamilie.
Schon mit zehn Jahren stand für Christian Ude fest: Ich möchte einmal Oberbürgermeister von München werden! Der heitere Grund: Ein Ausspruch seines Volksschul-Rektors: "Ude werd' doch Oberbürgermeister, da musst du anzapfen können und sonst nix." Der ernste Grund: Udes Vater, ein Journalist, nahm den Sohn öfter mit zu Veranstaltungen.
"Da hab' ich gesehen: Jeder Beruf wird auf die Dauer langweilig oder ist doch recht kleinkariert. Der einzige Beruf, der mit allem zu tun hat, mit Schulen, mit Spielplätzen, mit Strom, Gas und Wasser, mit der U-Bahn, Bus und Tram – das ist der des Oberbürgermeisters. Und da habe ich gesagt: Das ist der vielseitigste Beruf, den es gibt – den will ich mal machen."

Spitzname "Bürger-King"

Mehr als 20 Jahre leitete der heute 71-Jährige die Geschicke der bayerischen Hauptstadt. Sein Spitzname: "Bürger-King". Und das, obwohl er so gar nicht in das urbajuwarische Profil passt: "Ich bin evangelisch im katholischen Bayern, ich bin ein 'Löwen'-Fan in der Stadt des FC Bayern, ich war ein Radler in der Autostadt München." Dieses Außenseiterdasein habe ihn auch gestählt. Wer von 10.000 FC-Bayern-Fans ausgepfiffen werde, den schrecke auch keine Protestversammlung mit 800 Bürgern.
Halt findet Christian Ude auch in seiner Familie. Die Liebe zu seiner Frau Edith kam eher auf Umwegen. Sie war im Elternbeirat seiner Schule und kanzelte Ude, der damals für die Schülerzeitung schrieb, ab: "Wie könne jemand, der so gut schreibe, so aussehen wie er." Das saß und es war erst einmal fünf Jahre Sendepause. Auf einem Fest trafen beide wieder aufeinander und verliebten sich. Allerdings gab es ein Hindernis. Seine Frau war damals verheiratet und hatte bereits sechs Kinder.

Er war wohl im Politikalltag ein "lausiger Vater"

Ude, damals 25, löste das Problem auf seine "Schwabinger Art": "Ich habe ihren Mann aufgesucht und gewissermaßen um ihre Hand angehalten. Und ich habe gesagt: ´Du, ich habe mich in deine Frau verliebt.` Wir waren ja SPD-Mitglieder und per Du miteinander. Er war 30 Jahre älter als meine Frau, also fast 40 Jahre älter als ich. Und er hat dann gesagt, das kann er mir gar nicht übel nehmen, dass ich mich in seine Frau verliebt habe, weil ihm das ja auch passiert ist."
Heute lebt das Ehepaar Ude in einer Großfamilie mit Kindern und Enkelkindern. Er sei mit seinem Politikalltag wahrscheinlich ein "lausiger Vater" gewesen, heute aber hoffentlich ein "passabler Großvater". Von Ruhe kann bei dem umtriebigen Münchner keine Rede sein. Er engagiert sich für die von Karlheinz Böhm gegründete Stiftung "Menschen für Menschen" in Äthiopien, berät den Bürgermeister der türkischen Stadt Maltepe und gibt VHS-Kurse. Und er tritt regelmäßig mit seinem Kabarettprogramm "Ude & Friends" auf.
Mehr zum Thema