Evangelischer Kirchentag 2019

AfD konfrontieren, statt ausgrenzen

Ein Parteimitglied trägt ein Polohemd mit der Aufschrift "Bundesvereinigung Christen in der Alternative für Deutschland" auf dem Parteitag der hessischen AfD im März 2018.
Wie Positionen der AfD mit dem Christentum in Einklang zu bringen seien, diese Frage sollte man christlichen Parteimitgliedern stellen, wünscht sich Liane Bednarz. © picture alliance / Andreas Arnold / dpa
Liane Bednarz im Gespräch mit Anke Schaefer · 27.09.2018
Wähler der AfD erreicht man nur, wenn man mit AfD-Politikern in die Konfrontation geht, sagt die Publizistin Liane Bednarz. Dass der Evangelische Kirchentag die Partei ausgeladen hat, hält sie für falsch.
Im Dialog mit der AfD mahnt die Publizistin Liane Bednarz eine härtere Auseinandersetzung mit deren Repräsentanten an. Die Entscheidung des Kirchentagspräsidiums, der AfD im kommenden Jahr auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund kein Forum zur Diskussion zu geben, nannte sie "strategisch wirklich falsch".
Denn ein Podium sei eine sehr gute Möglichkeit, "die Zuhörer, die möglicherweise wackeln und AfD-Sympathisanten sind, zu erreichen", so Bednarz im Deutschlandfunk Kultur. Das könne man nach ihrer Erfahrung am besten im direkten Diskurs mit führenden AfD-Repräsentanten, weil dann die Wähler auch wirklich zuhörten.

Christliche mit völkischen Positionen verquickt

Zum Kirchentag hätte man beispielsweise den kirchenpolitischen Sprecher Volker Münz einladen können, um sich von diesem mal erklären zu lassen, wie Positionen der AfD überhaupt mit dem Christentum in Einklang zu bringen seien.
Die angebliche Islamisierung, der angebliche Genderwahn und das Abtreibungsthema seien sehr zentral für viele rechtskonservative Christen, "und diese Feindbilder könnte man ja auch tatsächlich im Diskurs seht gut entkräften", meint Bednarz, auch weil das Engagement gegen Abtreibung bei der AfD mit deutschnationalen und völkischen Positionen verquickt werde - mit dem Ziel, dass die einheimische Bevölkerung stärker wachse.
Die AfD sei eine Partei, die mit Sprache scharf mache: "Sie bedient eben sehr stark, gerade durch den rechten Flügel diese Vorstellung, dass es eine Kanzlerdiktatorin gibt, die das Volk mit Fremden flutet und so dem Volk massiv schadet, dass es eine Messermigration gibt und dass man jetzt dagegen Widerstand leisten muss."

Kanzlerin muss Stellung gegen AfD beziehen

Diese Erzählung sei in allen rechten Milieus vorhanden. Durch Ausgrenzung könne man dieser Narrative aber nicht Herr werden.
Es gerate derzeit wirklich etwas ins Rutschen, auch die Haltung in der Union sei hier nicht klar genug, sagte Bednarz in Bezug auf die aktuelle Debatte um ein mögliches CDU-AfD-Bündnis nach der Landtagswahl in Sachsen im September 2019:
"Da muss glaube ich wirklich die Kanzlerin sagen, dass eine Partei, die in Teilen völkisch rechtsradikal ist, sich überhaupt nicht mit einer CDU verträgt, die das C ja auch im Namen hat." (huc)

Das gesamte Gespräch mit Liane Bednarz hören Sie hier:
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